Rigi-Scheidegg-Bahn ( R S B )

Berichterstattung Hans Rudi Lüthy-Pavan, Gestaltet von Franz Straka
Daten
Betriebseröffnung:
Rigi – Kaltbad – First 14. Juli 1874
Rigi – First – Scheidegg 1. Juli 1875
Betriebslänge total: 6.747 m
Spurweite: 1.000 mm
Maximale Steigung: 50 ‰
Kleinster Kurvenradius: 105 m
Provisorische Betriebseinstellung: 21. September 1931
Definitive Betriebseinstellung und Abbau: 1942
Wer heute nach dem 1692 m hohen Aussichtspunkt „Rigi-Scheidegg“ gelangen will, lässt sich von der Station Kräbel der Linie Arth-Goldau-Rigi-Kulm mit einer Schwebebahn in wenigen Minuten bequem in die Höhe tragen. Angesichts dieser Seilbahn denkt kaum jemand mehr daran, dass „Rigi-Scheidegg“ bereits zu Beginn des Bergbahnzeitalters eine eigene Bahnverbindung besass. Am 23.Mai 1873 fuhr die erste Zahnradbahn der Welt – die Vitznau-Rigi-Bahn – auf den 1750 m hohen Berggipfel, die Rigi. Bereits wenige Jahre später 1874 - 1875 nahm die meterspurige Anschlussbahn Rigi – Kaltbad – Scheideggihre Fahrten auf. Die 6,7 km lange Strecke führte als Adhäsionsbahn in luftiger Höhe der Rigilehne entlang.


Stationsanlage RSB in Kaltbad.
Foto: VHS/Sammlung SVEA

Güterzug der RSB nit Holztransportwaggon auf der Unterstettenviadukt. Diese brachten nach der Stilllegung der Bahn noch einige Frequenzen.
Foto: VHS/Sammlung SVEA

Angeregt durch den grossen Erfolg der ersten Zahnrad auf die Rigi, unternahm die Gesellschaft Regina montium(am 19. Februar 1873 in Olten gebildet) den Bau eines Hotels „Rigi-First“ zwischen Kaltbad und Scheideck (ursprüngliche Schreibweise). Gleichzeitig erwarb sie die bestehenden Hotels auf dem Rigi-Kulm und dem Scheidegg. Die gleiche Gesellschaft unternahm auf Grund der Konzessionen der Kantone Luzern und Schwyz (erteilt im November 1872) den Bau der Rigi-Kaltbad-Scheidegg-Bahn. Etwa zur gleichen Zeit hatte sich in Aarau die internationale Gesellschaft für Bergbahnen gebildet, welcher der Bau um die Pauschalsumme von 1.350.000.-- Franken übertragen wurde. Der erste Bauabschnitt Rigi-Kaltbad-First wurde am 14.Juli 1874 und der zweite (Rigi-First-Scheidegg) am 1.Juli 1875 eröffnet (als zweite Schmalspurbahn der Schweiz). Die endgültigen Kosten beliefen sich auf rund Franken 1.600.000.--. Der 70 m lange Weisseneggtunnel, sowie der Viadukt von Unterstetten war eine spezielle Anforderung an die Bauleute.

Zug auf dem Unterstetten Viadukt.
Foto: VHS/Sammlung SVEA

Rechts ein Arbeitszug im Felsweg.
Foto: VHS/Sammlung SVEA
Eine Ausweichstation wurde nicht gebaut. Depot, Kohlenbunker, die Wasserstation und die Werkstätte befanden sich in Kaltbad, wo sich heute Kinder auf einem Spielplatz tummeln. An der zweiten Endstation befand sich ein weiteres Depot. Eine hölzerne Halle diente den Reisenden zum Umsteigen von der Vitznau-Rigi-Bahn auf die Rigi-Scheidegg-Bahn. 1874 lieferte die SLM Winterthur drei G 3/3-Dampflokomotiven Nummer 1 – 3 mit 130 PS. Versehen waren die ersten Dampfloks für Schmalspurbahnen mit Zentralpuffern sowie doppelter Schraubenkupplung um 35.000.-- Franken an die RSB. Das Führerhaus war vorerst noch offen. Erst 1883 wurden die Maschinen mit Stirnwänden und 1895 mit Seitentüren versehen. Die Wagen wurden durch die Wagenfabrik Fribourg (Société de construction de wagons) geliefert (3 vierachsige Coupéwagen mit Längsbänken, ohne Heizung aber mit Petrolbeleuchtung sowie 3 offene Güterwagen).

Personenzug der RSB vor dem Hotel Rigi-First.
Foto: VHS/Sammlung SVEA

RSB Personenzug auf dem Viadukt Unterstetten.
Foto: VHS/Sammlung SVEA
Die Rigi-Scheidegg-Bahn verkehrte während der Sommersaison, in der Regel von Pfingsten bis Ende September. (Die Wagen hatten keine Fenster auf der Längsseite.) Mit Beschluss des schweizerischen Bundesgerichts vom 22. Januar 1878 wurde über die „ Regina montium-Gesellschaft die Zwangsliquidation verhängt. Am 13.12. 1879 ging die Bahn zum Preis von Franken 60.000.-- an die neue Betriebsgesellschaft der Rigi-Hotels, die über ein Kapital von 74.500.-- Franken in Aktien und Franken besass. Auch bei der neuen Gesellschaft blieb der erwartete Erfolg aus. 1885 musste eine der drei Dampflokomotiven verkauft werden; 12 Jahre später sogar noch ein Personenwagen. Mit dem Ersten Weltkrieg nahm die Blütezeit der Grandhotels am Berg ein Ende. Diese Entwicklung setzte auch der RSB, die als Verbindung zu den Hotels Rigi-First und Rigi-Scheidegg gedient hatte, schwer zu. Am 21.September 1931 wurde die Strecke endgültig stillgelegt. Der Betrieb flackerte 1933 nochmals kurz auf, als der Hotelbetrieb auch die Rigi-Scheidegg-Bahn "unter die Fittiche" nahm. Nur ganz selten sah man noch Züge auf dieser Strecke. Vorwiegend konnten noch einige Gütertransporte (vor allem Holz) durchgeführt werden. Während des Zweiten Weltkrieges wurden die Schienen und das Rollmaterial bis auf einen Personenwagen – er diente entlang der Bahnstrecke als Wochenendhäuschen – abgebrochen. Die einst höchstgelegene Adhäsionsbahn Europas hatte definitiv ausgedient. Gleise und Rollmaterial fielen der Materialknappheit 1942 zum Opfer. Bis zum heutigen Tag ist jedoch die prächtige Trasse erhalten geblieben. Sie wird heute als leicht begehbarer, Wanderweg und im Winter als beliebte, gespurte Loipe für Langläufer genutzt.

RSB Personenzug auf dem Viadukt Unterstetten.
Foto: VHS/Sammlung SVEA

Kreuzung von zwei RSB Dampfzügen.
Foto: VHS/Sammlung SVEA

Lokomotiv.- und Waggonverzeichnis der RSB

Lok G 3/3 Nr. 1 „Scheideck“, Baujahr 1874, 1942 Abbruch / Verschrottet
Lok G 3/3 Nr. 2 „Kaltbad“, Baujahr 1874, 1942 Abbruch / Verschrottet
Lok G 3/3 Nr. 3 „First“, Baujahr 1874, 1885 verkauft (Verbleib unbekannt)

Die Mannschaft steht vor ihrer Dampflokomotive bereit in der Station Rigi-First. Foto: VHS/Sammlung SVEA
Gewicht pro Dampflok 17 t
Leistung 130 PS
Geschwindigkeit 20 km/h
Dampfdruck 10 atü
M 2 und 3 offene Güterwagen Baujahr 1874; Tara 2,3 t; Ladegewicht 6 t; Abbruch 1942
BF4 Nummer 4 Baujahr 1874, 70 Plätze; ausrangiert 1942; ist als Wochenendhäuschen erhalten geblieben
BF2 Nummer 5 Baujahr 1874; Umbau ex M-Güterwagen, 13 Plätze
BF4 Nummer 6 Baujahr 1874; 70 Plätze; ausrangiert 1942
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Quellen
Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, 2. Aufl.
Eisenbahn-Amateur 7/1987 (R. Wanner)
Verkehrshaus der Schweiz (Bildermaterial)
Text und Fotos: HR. Lüthy-Pavan
Gestaltung: Franz Straka
April 2009