Bière-Apples-Morges B A M
Zusammengestellt von H.R. Lüthy-Pavan, Gestaltet von Franz Straka
Technische Daten
Betriebseröffnung:
Morges-Bière 1.7.1895
Apples-L'Isle 12.9.1896
Betriebslänge:
Morges-Bière 19,3 km
Bière-Casernes 2,2 km
Apples-L'Isle 10,7 km
Elektrifizierung:
Morges-Bière 1.7.1943
Apples-L'Isle 14.11.1943
Stromsystem: 15.000 V Wechselstrom
Spurweite: 1.000 mm
Max. Steigung: 35 ‰
Gesamt: 32,2 km
Zusatzverbindung zur Kaserne in Bière 10.4.1997
Generationen von Schweizer Rekruten kennen den kleinen grün-crèmfarbigen Zug, der sie in beschwingter, stets ansteigender Fahrt zur Kaserne nach Bière führte. Von ausschlaggebender Bedeutung für den Bau einer Bahn in dieser Gegend war wohl der 1873 eröffnete Waffenplatz in Bière. Schon 1875 tauchten die ersten Pläne für eine Bahnverbindung auf. Entsprechend der damals noch vorherrschenden Euphorie im Eisenbahnbau standen Pläne für eine Normalspurbahn von Bière über Aubonne nach Allaman ebenso zur Diskussion wie eine schmalspurige Eisenbahn von Bière nach Morges. Zur gleichen Zeit wurde auch das Projekt einer Jurafusslinie von Genf über Divonne-Bière-L'Isle-La Saraz und weiter bis ins französische Bellegarde verfolgt. Doch den meisten, sehr großzügig konzipierten Projekten der damaligen Zeit fehlte die reale Basis, und sie scheiterten auch an der nicht durchführbaren Finanzierung. So entschied sich Bière schlussendlich für eine Schmalspurbahn nach Morges.

Das einstige Dampflokparadepferd der BAM, G 3/4 Nr. 6, welche später als Werklok in Biel-Mett tätig war, 15.10.64. Foto: H. Bircher/Slg. SVEA

Dampflokomotive G 3/3 in den Anfängen der Bahn. Foto: Slg. SVEA
Die Konzession für die Bahn wurde bereits 1886 erteilt. Am 10. Oktober 1893 erfolgte die Gründung der „ Chemin de fer Bière-Apples-Morges (BAM)“ . Der Bau der 10,1 km langen Bahnlinie wurde der auf diesem Gebiet bereits erfahrenen Berner Firma Pümpin & Herzog übertragen. Nur gerade knapp 15 Monate nach Baubeginn waren die Anlagen bereits vollendet. Am Eröffnungstag dem 29. Juni 1895 wurde, wie es sich für einen Garnisonsort gehört, die Bahn durch ein Militärdetachement empfangen (kommandiert von Leutnant Henri Guisan, welcher im Zweiten Weltkrieg der Schweizer Armee als General vorstand). Am 1. Juli 1895 wurde der planmäßige Betrieb mit den drei Dampflokomotiven G 3/3 Nummer 1-3 (SLM Winterthur), acht Personenwagen, zwei Gepäckwagen mit Postabteil und je vier offenen und gedeckten Güterwagen aufgenommen. Es verkehrten täglich vier Zugpaare. Den Betrieb auf der BAM besorgte bis zu ihrer Verstaatlichung die Jura-Simplon-Bahn bis 1915 oblag die Betriebsführung dann den SBB. Ab 1. Januar 1916 ging die BAM zum Eigenbetrieb über.

Die von der FO erworbenen G 3/4 Dampflokomotive Nummer 7 im Dienste der BAM. Foto: Slg. SVEA

Die ABDe 4/4 (Baujahr 1949) sind starke Arbeiter.
Foto: BAM/Slg. SVEA
Da die weiterhin geforderte Jurafusslinie schon seit 20 Jahren auf sich warten ließ, taten sich 1894 die Gemeinden Apples, Pampigny, Montricher und L'Isle zusammen, um wenigstens einen Anschluss an die bereits in Planung befindliche BAM zu erhalten. Die Konzession für eine Eisenbahn von Apples nach L'Isle wurde vom Bund Ende 1894 erteilt, worauf die „Chemin de fer Apples-L'Isle (AL) gegründet wurde. Auch mit dem Bau dieser Strecke wurde die Firma Pümpin & Herzog beauftragt und die Arbeiten an der Trasse und den Hochbauten begannen im Frühling 1896 . Am 12. September 1896 wurde der Betrieb auf der 10,6 km langen Strecke mit der Dampflok G 3/3 1 (SLM Winterthur), vier Personen- und zwei gedeckten und offenen Güterwagen feierlich eröffnet. Doch schon bald nach der Eröffnung geriet die noch junge AL in finanzielle Schwierigkeiten, da der Verkehr weit hinter den Erwartungen zurückblieb. Als einzig möglicher Ausweg wurde die Fusion mit der BAM angesehen, welcher am 1. Juli 1899 vollzogen wurde. Die G 3/3-Dampflok der AL wurde zur G 3/3 Nr. 4 der BAM umgezeichnet.

Neue Triebwagen führen heute die Gäste mit Pendelzügen in die Region, 19.8.1988. 
Foto: E. Suter / Slg. SVEA

ABDe 4/4 Tw. im Alleingang nach L'Isle am 14.4.1988.    Foto: E. Suter/Slg. SVEA
Das Rollmaterial wurde mit dem Kauf einer G 3/3 109 (SLM Winterthur, 1901) der Brünigbahnlinie 1921 erweitert. Von der Rhätischen Bahn konnte ein Occasions-Personenwagen C 2015 (SIG) übernommen werden, welcher als C 63 eingesetzt wurde ( 1968 abgebrochen). Bereits 1904 wurde zum ersten Mal die Elektrifizierung der BAM diskutiert. Doch das nötige Geld fehlte. Der allgemeine Kohlenmangel während des Ersten Weltkrieges ließ den Gedanken an eine Elektrifizierung erneut aufkommen, doch erst im Zweiten Weltkrieg wurde diese unter Einfluss des Privatbahnhilfegesetzes von 1939 ermöglicht. Die Eröffnung des elektrischen Betriebes erfolgte zwischen Morges und Bière am 1. Juli 1943 . Die Zweigstrecke Apples-L'Isle folgte am 14. November 1943 . Als Ersatz für die Dampflokomotiven wurden vier elektrische Triebwagen BCFe 4/4 Nr. 1-4 von SWS/SAAS in Betrieb genommen. Gleichzeitig wurde auch die automatische Kupplung eingeführt und das Bremssystem von Vakuum auf Druckluft umgestellt. Die BAM ist übrigens weltweit die erste Bahn, welche meterspurige Personentriebwagen für Einphasen-Wechselstrom 15.000V 16 2/3 Hz ausrüstete. 1949 wurde von der gleichen Bauart der BCFe 4/4 Nummer 5 nachgeliefert.

G 3/4 Nummer 3 im Jahre 1941 mit Volldampf.
Foto: Slg. SVEA

Triebwagen der BAM vor dem schönen Schloss Vufflens,  Foto: BAM/Slg. SVEA
Die G 3/3 Dampflokomotiven 1-3 wurden ausrangiert (ausgemustert). (Die Nummer 1 an Voies Ferrèes du Dauphine (France) verkauft, die Nummern 2 - 4 Maschinen abgebrochen (verschrottet).) Die G 3/3 Nummer 6 wurde 1945 an die Holzwerke Renfer in Biel verkauft, welche die Maschine 1967 an die Mueseumbahn Blonay-Chamby abtrat, wo sie heute noch im Einsatz steht. Die kurz vor der Elektrifizierung im Jahre 1941 von der Furka-Oberalp-Bahn erworbene G ¾ Nr. 7 ging 1946 ebenfalls an die französische Schmalspurbahn, wie die G 3/3 Nr. 1. Dort war sie bis 1951 im Betrieb und wurde dann aber abgebrochen. Die eher bescheidenen Geschäftsergebnisse der BAM erlaubten neben den normalen Unterhaltsarbeiten an Anlagen und Rollmaterial keine grossen Investitionen in die Modernisierung. Eine Finanzhilfe der öffentlichen Hand in den sechziger Jahren leitete die Sanierung und Modernisierung der BAM ein. 1965 wurde der Rollschemelbetrieb eingeführt, was einen erheblichen Aufschwung dieses Zweiges zur Folge hatte. Die wichtigsten Güter waren landwirtschaftliche Produkte, Holz und natürlich die Militärtransporte. Der Personenwagenpark wurde durch vier moderne Einheitswagen B 26-29 ergänzt, die 1964 von FFA/SIG abgeliefert wurden. Bis 1975 wurde auch der Zugfunk eingeführt. Ebenso wurde die Fahrleitung teilweise ergänzt und die Stromversorgung verstärkt.

Triebwagenpark der BAM. Foto: BAM/Slg. SVEA

Der elektrische triebwagen mit dem alten Rollmaterial kombiniert, ca. 1948. Foto: Slg. SVEA
Anfang der 1980er Jahre wurde die Modernisierung fortgesetzt. 1981 lieferten ACMV/SIG/SAAS drei moderne Triebwagen Be 4/4 Nummer 11-13( mit Thyristor-Steuerung), welche gemeinsam mit den drei weitgehend gleichen Triebwagen für die Yverdon-St.Croix-Bahn bestellt worden waren. Um im Personenverkehr den rationellen Pendelzugbetrieb einführen zu können, lieferten ACMV/SSA 1982 drei Steuerwagen Bt 51-53. Als Reservefahrzeuge für die Militärzüge wurden 1982 von der Solothurn-Zollikofen-Bern-Bahn ein AB 302 und ein B 312 übernommen. 1980 wurde die 1. Klasse aufgehoben. 1981 wurde im Güterverkehr vom Rollschemelbetrieb auf den Rollbockbetrieb umgestellt (mit neu entwickelten, extrem leichten Rollböcken der ACMV). So konnten auch Panzerzüge auf dieser schmalspurigen Strecke geführt werden. Um für das Rollmaterial auch zeitgemässe Unterhaltsmöglichkeiten zu haben, wurde in Bière bei der Einfahrt zum Bahnhof eine neue Werkstätte errichtet, welche jene aus dem Jahre 1895 ersetzte. Der 6,9 Mio. Franken teuren Neubau wurde am 28. Sept. 1983 eingeweiht. Die BAM rüstet sich aber weiter für die Zukunft. Der Bahnhofumbau in Morges ist abgeschlossen und brachte einen zusätzlichen Außenperron. Ebenfalls neu ist die 2 km lange Verlängerung der Bahn zum Waffenplatz in Bière. Die BAM und die reizvolle abwechslungsreiche Landschaft durch Wald und Wiesen mit dem in Weingärten platzierten Chateau Vufflens zieht immer wieder neue Reisende an.
Quellen
Heinz Sigrist, Wolfwil/Eisenbahn-Amateur 08/95
Fotos aus Sammlung SVEA sowie E.Suter, Suhr
Zusammengestellt von H.R. Lüthy-Pavan
Gestaltet von Franz Straka
Jaenner 2017