Biasca – Aquarossa – Bahn (BA)
Zusammengestellt von H.R. Lüthy-Pavan, Gestaltet von Franz Straka
Technische Daten
Betriebseröffnung: 6. Juli 1911
Betriebslänge: 14,349 km
Spurweite: 1.000 mm
Stromart: 1.200 V Gleichstrom
Grösste Steigung: 35 ‰
Betriebseinstellung: 29. September 1973
Die Gotthardbahn brachte 1882 neues Leben in verschiedene Regionen der Schweiz. Ein Konzessionsgesuch wurde 1889 eingereicht. Bereits 1906 wurdeeine Firma unter dem Namen „ Società per la ferrovia Biasca-Aquarossa-Olivone “ gegründet. Diese ersuchte um den Bau der Linie, in Anlehnung an die 1889 erteilte Konzession, welche in den Jahren 1908 und 1911 abgeändert wurde. Am 22. Juni 1911 folgte die Genehmigung für die „Biasca-Olivone-Bahn. Mit dem Bau der ersten Sektion der BA , die später einmal über den Lukmanierpass nach Disentis, mit Anschluss an die Rhätische-Bahn, geführt hätte, wurde im Juni 1908 begonnen. Die Teilstrecke „Biasca-Comprovasco“ konnte am 6. Juli 1911 eröffnet werden.

Ein ABDe 4/4 triebwagen der BA mit Güterwagen ca. 1955. Foto: Slg SVEA

Triebwagen Nummer 10 der BA am 24.08.1950.
Foto: SVEA
Dieser Abschnitt war 13.805 m lang und hatte eine maximale Steigung von 35 ‰ . Die Ausgangsstation Biasca lag 292 m, die Endstation Aquarossa 528 m über dem Meer. Auf der gesamten Strecke waren 13 Stationen und Haltestellen vorhanden. In den Jahren 1914/15 war die Fortsetzung nach Olivone geplant. Hiefür wurde die Frist zur Einreichung der technischen und finanziellen Unterlagen mit Bundesbeschluss vom 20.12. 1912 letztmals bis 6.10. 1915 verlängert. Diese Bauetappe konnte aber wegen des inzwischen ausgebrochenen Ersten Weltkrieges nicht mehr ausgeführt werden.

ABe 4/4 5 im Bahnhof Biasca, 1971. Foto: E. Suter

Neue Strassenführung in Biasca: TEE-Zug Gottardo darunter eine neue KOmposition der BA, 1972.
Foto: F. Marti/Slg. SVEA
Zur Betriebseröffnung am 6. Juli 1911 standen die Triebwagen BCFe 2/4 1-3 (SWS/BBC) bereit und waren anstelle von zwei Lyrabügeln mit einem Pantograph ausgerüstet. Sie boten in der 1. Klasse acht und in der 2. Klasse 24 Sitzplätze. Die Bänke der 1. Klasse waren mit Polstern ausgestattet, während sie in der 2. Klasse aus Holzlatten bestanden. Als Personenwagen standen die Zweiachser C 11 u 12 mit Holzbänken bereit. Der C 12 gehört heute den „Freunden der Schweizer Schmalspurbahnen“. Als Güterwagen waren die K 21-29, die L 31-32 und der M 51 eingesetzt. Im Jahre 1916 setzten Schokoladentransporte ein und belebten den Güterverkehr. Wegen eines starken Unwetters war die Bahn 1927 während zwei Wochen unterbrochen. 1932 übernahm die Bahn, zwei damals schon betagte Postwagen von der Postverwaltung (Z 20 für den Postverkehr sowie D 19 vorwiegend für die Schokoladentransporte). In den Fünfzigerjahren wurden beide Wagen abgebrochen.

Ein moderner Triebwagen ABe 4/4 hat einiges Wagenwaterial am Hacken, vor Biascda ca. 1971.
Foto: Slg. SVEA
1932 wurden zwei Lastwagen für besondere Gütertransporte angeschafft. Im Jahre 1942 wurde die Firmenbezeichnung in „ Ferrovia elettrica Biasca-Aquarossa“ umgewandelt, da keine Hoffnung auf die Weiterführung der Linie mehr bestand. Der Zweite Weltkrieg brachte, dank Militär- und Reiseverkehr, einen spürbaren Aufschwung für die BA , so dass man fortan in der Lage war, eine wenn auch meist bescheidene Dividende auszuzahlen.
Erst die Schliessung der Cima Norma (Schokoladefabrik)führte dazu, dass ab 1968 keine Dividende mehr ausbezahlt werden konnte. Ein neuer Postwagen wurde von der Brünigbahn gekauft. Im Jahre 1951 wurde die Trasse auf 1 km zerstört. Im gleichen Jahre konnte auch ein neuer Triebwagen BCe 4/4 Nummer 4 (SWS/BBC, 56 Sitzplätze, mit Charmilles-Druckluftbremse) angeschafft werden. Nach Auflösung der Bahn fand dieser Triebwagen bei der Montreux-Oberland-Bahn unter Nummer 1002 eine neue Tätigkeit. 1955 konnten von der Brünigbahn zwei dreiachsige Personenwagen gekauft werden, welche nach Betriebsschliessung abgebrochen (verschrottet) wurden.

ABD 2/4 kurz vor der Betriebseinstellung in Biasca, 1973. Foto: R. Wanner/Slg. SVEA

alt u neu hintereinander ABDe 2/4 und ABe 4/4  Foto: Slg. SVEA
In Biasca wurde 1961 eine neue Umfahrungsstrasse gebaut, dadurch wurde das Depot von der Strecke getrennt und 1966 abgerissen. Im Jahre 1963 wurde der ABe 4/4 Nummer 5 (SWS/BBC) nachbestellt. Dieser Triebwagen fand nach Schliessung bei der Oberaargau-Jura-Bahnen (OJB) einen neuen Arbeitsplatz. Seit 2002 ist er dort ausrangiert und steht bei der Ferrovia Mesolcinese, wo er aufgearbeitet wurde und für historische Fahrten wieder zur Verfügung steht. Mit der Schliessung der Cima Norma kam der Anfang vom Ende der Bahn im Bleniotal. Im Jahre 1971 beschloss die Aktionärversammlung der BA die Anlage auf Autobusbetrieb umzustellen. Danach wurde beim Unterhalt an den Triebfahrzeugen gespart, weshalb die Gleise vor allem im unteren Streckenteil in einem erbärmlichen Zustand waren. Der Triebwagen Nummer 2 wurde 1972 ausrangiert und später abgebrochen. Am 29. September 1973 fuhr der letzte fahrplanmässige Zug auf der Biasca-Aquarossa-Bahn. Ab dem 30. September wurde diese Dienstleistung von der Autolinie Blenese mit Autobussen übernommen, so wie sie heute noch existiert.
Quellen
Eisenbahn-Amateur 6/73 bzw. S. Triacca EA 12/2003
Fotos aus Fotoarchiv Slg. SVEA

Zusammengestellt von H.R. Lüthy-Pavan
Gestaltet von Franz Straka
Dezember 2010