Bergbahn Lauterbrunnen – Mürren ( B L M )
Berichterstattung von Hans Rudi Lüthy, Gestaltung von Franz Straka
Technische Daten
Betriebseröffnung: 14.8.1891
Betriebslänge: 4,274 km
Spurweite: 1.000 mm
Stromart: 525 V Gleichstrom
Max. Steigung 53 ‰
Das Berner Oberland in der kleinen Schweiz beherbergt mehrere Privat- und Bergbahnen. 1887 erteilte der Bund die Konzession für die Errichtung einer Bahn von Lauterbrunnen nach Mürren. Kurze Zeit später begann man mit den Bauarbeiten, aufgeteilt in zwei Teilbereiche: Standseilbahn Lauterbrunnen – Gütschalp (606 ‰) sowie Gütschalp – Mürren, als schmalspurige Adhäsionsbahn mit 4,3 km Länge.

Triebwagen Be 4/4 Nr. 23 im Einsatz zwischen Gütschalp und Mürren. Foto: E. Suter
Die Bahn auf das schöne Sonnenplateau führte von Gütschalp durch saftige Kuhweiden zur Ausweichstation Winteregg, wo sich die Züge kreuzten, dem schroffen Mürrenfluhfelsen folgend zum Kopfbahnhof des Kurortes Mürren mit einem herrlichen Blick auf Eiger, Mönch und Jungfrau. Bis ins Jahr 2007 erfolgte der Betrieb auf dem ersten Abschnitt mit einer Standseilbahn. Nunmehr führen moderne Kabinen einer Luftseilbahn die Gäste in die Höhe zur Gütschalp, wo man wie früher in die Schmalspurbahn zum Kurort Mürren umzusteigen muß. Die Bergbahn Lauterbrunnen – Mürren wurde am 14.8.1891 eröffnet. Auf der Adhäsionsstrecke waren bereits seit dem 1.3.1891 elektrische Triebfahrzeuge, sogenannte Zweiachsloks, Typ Ge 2/2 (Maschinenfabrik Bern-Kriens/MFO Oerlikon) mit entsprechendem Vierachs-Sommerwagen) unterwegs. Das Reibungsgewicht der kleinen Loks erwies sich auf der 50‰-Rampe etwas schwach, sodass zwei Züge 1903 nach dem Rowan-System (gleich wie die Jungfraubahn) umgebaut wurden. Die Hälfte des Wagenkastens stützt sich dabei auf dem Lokrahmen ab.
Triebwagen CFe 2/4 Nr. 11 mit Transportwagen nvor der grandiosen Kulisse von Eiger, Mönch und Jungfrau.  Foto: E. Suter
Anfänglich wurde nur ein Sommerbetriebdurchgeführt (ab ca. Ende Oktober wurde der Betrieb bis ins Frühjahr eingestellt). 1903 kamen die ersten Wintergäste nach Mürren, sodass bald die Realisierung des Winterbetriebes im Interesse des Tourismus entstand. 1910 war der Kurverein Mürren bereit ein allfälliges Defizit des Winterbetriebes zu tragen. Durch die Einführung des Winterbetriebes wurde 1911/12 der Sommerwagen auf „wintertauglich“ umgebaut. Ab 1924 wurde die BLM das ganze Jahr über betrieben.
20 Jahre bewältigten die drei Lokzüge den gesamten Touristen- und Güterverkehr, bis im Jahre 1923 die Rowan-Ausführungen durch die Ablieferung von zwei vierachsigen Triebwagen CFe 2/4 in die Reserve verdrängt wurden. 1925 folgte ein weiterer Triebwagen als Reservefahrzeug, da eine Rowan-„Komposition“ durch eine Lawine Totalschaden erlitten hatte und ersetzt werden musste. Die BOB-Dampflok G 2/2 „Eiger“ half bei Grossandrang in der Ferienzeit aus.
Von diesem Zeitpunkt an änderte sich nicht mehr viel bei der Bergbahn Lauterbrunnen-Mürren. 40 Jahre lang sollten die drei Triebwagen CFe 2/4 Nr. 11 – 13 das Bild im Berner Oberland prägen. In den sechziger Jahren sah sich die BLM gezwungen, ihr Rollmaterialpark zu erneuern. Bei SIG Neuhausen/BBC Baden und SAAS Genf bestellte die Bahn drei Triebwagen vom Typ Be 4/4 Nr. 21-23 (25 t, Hüpfersteuerung, 22 Fahr- und 15 Bremsstufen, 56 Sitzplätze, 30 km/h Geschwindigkeit).

Bevor die BLM fuhr gab es ein Hoteltramway in Mürren    Bild: Guggenheim/Eingestellte Bahnen / Guggenheim
Im Mai 1967 wurden die neuen Triebwagen per Bahn nach Lauterbrunnen angeliefert. Ein Problem stellte die Steilstufe zur Meterspurstrecke dar. Es führte keine Strasse nach Mürren oder zur Gütschalp. So mussten die neuen Fahrzeuge mit der Standseilbahn in die Höhe transportiert werden. Vom BOB-Bahnhof Lauterbrunnen kamen sie auf einem Strassentieflader zur Talstation. Die Drehgestellte hatte man abmontiert und die Wagenkasten mit einem Spezialkran auf Hilfsdrehgestellte gesetzt. Das Seil der Standseilbahn wurde am neuen Triebwagen befestigt und so in die Höhe auf die Gütschalp befördert. Mit Kränen und Seilwinden hob man die Wagenkasten auf die vorher hinauftransportierten Drehgestellte.

Die ersten Zugkompositionen der BLM mit den Rowanzügen    Bild: VHS
Die von der SIG Neuhausen gebauten Wagenkästen hatten sich in den letzten 40 Jahren bestens bewährt und den gesamten Verkehr auf der BLM bewältigt. 1998 hatte man die Gepäcktore vergrössert um den „Ansturm von Skiern und Gepäck“ besser gewappnet zu sein. Auch erhielten die Wagen eine komfortable Polsterung. Die Unterhaltsanlage auf der Gütschalp wurde so gut eingerichtet, dass alle Arbeiten an den Triebwagen dort erledigt werden konnten. In den Spitzenzeiten des Winterverkehrs verkehrten alle drei Triebwagen im Verbund.
Die BLM hat ihre Endstation am Anfang des langgezogenen Dorfes Mürren. Der Transport der Gäste und Waren zum weiter entfernten Grand Hotel und Kurhaus war recht beschwerlich. Der Besitzer des Hotels kam daher auf die Idee, eine kleine Trambahn für den Hotelbedarf von der BLM- Station zum Hotel verkehren zu lassen. In der Dorfstrasse wurden leichte Feldbahnschienen verlegt und drei Fahrzeuge angeschafft. Am 10.7.1894 (drei Jahre nach Betriebseröffnung der BLM ) wurde die „Mürren Tramway“ als Pfredeeisenbahn mit 0,5 km Länge eröffnet (Spurweite 500 mm, gedeckter Personenwagen mit zwei in Gleisachse stehenden Bänken). Die andern Fahrzeuge waren Flachwagen zum Transport von Waren und Gepäck, welche ebenfalls von Pferden gezogen wurden. Die Krisenjahre machten dem bereits betagten Hotel zu schaffen und 1945 musste es für immer geschlossen werden. Bereits 1937 wurde der Betrieb der Rollbahn eingestellt, nachdem schon ab 1930 auf die Personenbeförderung verzichtet wurde. Die 500 mm-Feldbahngleise blieben bis in die 60er Jahre erhalten und wurden erst bei einer Strassensanierung herausgerissen. Der Personenwagen blieb ebenfalls erhalten und wurde 1962 im Verkehrshaus der Schweiz in Luzern ausgestellt. 1993 wurde er wieder ins Berner Oberland zurückgebracht und mustergültig restauriert. Als Denkmal steht er in der Schalterhalle der BLM in Mürren.
Literaturhinweise
•  Geschäftsberichte BOB/BLM
•  Eingestellte Schweizer Bahnen
•  Prellbock Verlag Leissigen
•  Ysebahn.ch Nr. 1/2003
Text von Hans Rudi Lüthy-Pavan
Gestaltung von Franz Straka
Jänner 2012