Dampfbahnclub - Graz
Berichterstattung DBC - Graz
Gestaltung / Fotos von Franz Straka

Hier im Bahnhof Odorfer mit der Übersicht auf den Ringlokschuppen, Wasserturm, Waggenhalle sowie Stellwerk. Foto: Franz Straka
Chronologische Vereinsgeschichte von Gernot Matzka
Nach etwa 10 Jahren, in denen sich eine kleine Gruppe Gleichgesinnter zu einer losen Interessensgemeinschaft zusammenfanden, begann man über die Errichtung einer stationären Gartenbahnanlage nachzudenken. Etliche Versuche ein geeignetes Grundstück für diesen Zweck zu finden schlugen fehl, nicht zuletzt auch wegen des Fehlens eines geschlossenen Auftretens in der Öffentlichkeit. Am 4. September 1999 wurde daher der Dampfbahnclub Graz „DBC-Graz„ aus der Taufe gehoben. Nach einigen weiteren Jahren des Suchens nach einem passen­den Gelände gelang es unserem Obmann Herrn Johann Sommer einen vielversprechenden Kontakt mit Herrn MAS Haas, dem Direktor der Betriebsleitung der Landesnervenklinik „Sigmund Freud„ (LSF), herzustellen. Nach der Zustimmung des Projektes durch die KAGES konnte ein Pachtver­trag abgeschlossen werden. Es begann eine Zeit intensiven Planens und der Vorbereitungen, welche durch den Bau­beginn der Anlage am 13. Oktober 2003 abgelöst wurde.

Zwei Spurweiten können auf der Anlage fahren. Spurweite 5 Zoll und 7 1/4 Zoll. Foto: Franz Straka

Fahrt mit der Clubeigenen Dampflokomotive durch
die Anlage, vorbei an Wiesen und Wälder.
Foto: Franz Straka
Der gesamte Arbeitsumfang bestand aus mehreren Teilbereichen
1., Aushub der Bahntrasse.
2., Fertigung und Verlegung der Gleisanlage inklusive 14 Weichen.
3., Herstellung der Gebäudefundamente einschließlich der Vorfertigung der Gebäude in einer Tischlerei und Zusammenbau vor Ort.
Die technischen Daten dieses ersten Streckenabschnittes sind
1., 400m3 Aushubmaterial
2., 600 Tonnen Unterbaumaterial
3., 250 Tonnen Oberbauschotter
4., 3000 kg Stahlprofile
5., 3500 Schwellen

Streckenlänge ca. 350 Meter, Nebengeleise (Heizhausbereich) ca. 350 Meter, 14 Weichen (Zweispurausführung), ein Gleiswechsel. Steigung maximal: 15 Promille, Radius der Gleisbögen: 12 Meter. Nach rund einem Jahr intensiver Bautätigkeit die nur Dank der Leistung aller Vereinsmitglieder so erfolgreich verlief, konnte die fertige Gartenbahnanlage am 17. September 2004 im festlichen Rahmen eröffnet werden.
Erweiterung der Anlage von Wolfgang Haas
Nachdem die Leitung des LSF an unse­ren Club mit der Bitte herantrat auch die zweite Ausbaustufe zu vollenden, war es unser Vorhaben, die bestehende Strecke zu verlängern und die Anlage zu vergrößern. Dazu benötigten wir ein Stellwerk mit einem Gleisbildsteuerpult, von dem aus 16 Signale und 20 Weichen gesteuert werden können. Die Weichen werden elektropneumatisch gesteuert. Weiters errichteten wir eine Wagenhalle zur Unterbringung von 16 Waggons. Ein vorbildgetreuer Wasserturm ist in Planung bzw. im Bau. Die Organisation und Koordination lagen in den Händen des Obmannes und Egon Reisners. Nach intensiven Vermessungsarbeiten durch unser Mitglied Ing. Franz Stulnig wurde mit Beginn 16.10. 06 der Ausbau unserer Strecke gestartet. Bis zum 18.10.06 wurde der Humus im Bereich der Dämme abgehoben und für die übrige Strecke die Grundierung ausgebaggert. Für die Anschüttung der Dämme wurde Material mit 14 !!! vierachs LKW angeliefert und gewalzt sowie 350 Tonnen Bruchschotter auf­gebracht. Damit war die Vorarbeit für das darauffolgende Jahr abgeschlos­sen. In der Zwischenzeit hat Ferdinand Haselwander 13 Weichen produziert, die am 21.11.06 fertiggestellt waren. Danach wurde mit dem Schweißen der Geleise begonnen. Nebenbei waren auch die Geleise für die Wagenhalle und die Schleppweiche in Arbeit. Am 15.12.2006 waren insgesamt 60 Gleisstücke a` 6 m und 27 Gleisrechen fertig. Die erste Anlieferung der Geleise auf die Anlage mit einem Klein- LKW erfolgte am 20.12.2006. Nach den Feiertagen wurde die Fertigung der Geleise fortgesetzt und war am 23.02.2007 abgeschlossen.

Von diesem Stellwerk wird die gesamte Anlage gesteuert. Foto: F. Straka

Hier eine Akkugrubenlokomotive die ebenfalls ein Eigenbau ist. Foto: F. Straka
Bis zu diesem Zeitpunkt wurden 684 m Gleise gefertigt. Anschließend erfolgte die Fertigung der Schleppweiche. Am 9.03.2007 kam die erste Lieferung Gleisschotter. Am Tag darauf wurden an einem einzigen starken Arbeitstag rund 30 Tonnen Schotter auf eine Strecke von 300 m aufgebracht. Vom 18.03. bis 22.03.2007 erfolgten der Einbau der Schleppweiche und der Geleise in der Wagenhalle. In weiterer Folge wurde mit dem Einbau der Weichen und Stutzgeleise im Bereich des Bahnhofes fortgesetzt. An einem weiteren ausgefüllten Arbeitstag wurden wieder 300 m Strecke und die Betriebsausweiche im Süden geschottert. Vom 26.03. bis 28.03. wurde in der Wagenhalle im hinteren Bereich eine Bühne eingebaut. Noch vor Saisonbeginn, nämlich am 24.3.2007, sind die restlichen Weichen im Bahnhofsbereich eingebaut worden, womit der Betrieb für die Saison gesichert war. Am 14.04. schotterten wir wieder in einem intensiven Arbeitseinsatz der restliche Teil der Strecke . Ab 08.05.2007 wurden die Straßenübergänge und die Übergänge für die Rasenmäher fertiggestellt. Ende Mai, am 25.05. um 9.10 Uhr war der erste Kreis geschlossen und bis 26.05. war die mittlere Strecke soweit fertig, dass mit einer Probefahrt mit Ferdinand's „U„ ein Test gelang. Nun ging es weiter mit der Verlegung der Geleise in der Schleife. Es mussten noch die restlichen Gleisstücke (16 Rechen und 3 Gerade) gefertigt werden. Am 15.06. um 8.30 Uhr wurde auch der Kreis dieser Schleife geschlossen und nach der Schotterung um 12.00 Uhr konnte der erste Wagen rollen.

Akkutriebwagen "Wittfeld" befindet sich im Ringlokschuppen. Foto: F. Straka
Somit war die 3. Etappe abgeschlossen, um 1 Monat früher als geplant. In der Zwischenzeit wurde auch das Fundament betoniert und die Aufmauerung für das Stellwerk erledigt. Am 6.07. 2007 verlegten wir dann rund 170 m Schutzrohre für die Steuerkabel. Dazu konnten wir eine Grabenfräse einsetzen, was die Arbeit sehr erleichterte. Am 10.07. und 11.07. 2007 wurde das Gestell zum Aufbau des Stellwerkes geschweißt, auf das Mauerwerk gehoben und befestigt. In der Zeit vom 13.07. bis 24.07.2007 setzten wir die Verteiler für die Kabelanschlüsse,
die Schalsteine für die Weichenantriebe und die Betonrohre für die Signalstände. In weiterer Folge erfolgte die Verrohrung der Weichenantriebe und der Signalstände. Dabei war es notwendig, im Bereich des Bahnhofes die Platten abzuheben und die Rohre unter den Geleisen zu führen. Ab 4.08.2007 begann dann die Verkleidung des Stellwerkes und es wurde auch mit dem Kabeleinziehen zu den einzelnen Verteilern begonnen. Diese Arbeiten waren am 6.08.2007 abgeschlossen. In der Zwischenzeit vollendeten wir die restlichen Arbeiten an der Strecke, wie das Schottern und Angleichen der Dämme, sowie das Verlegen der Platten im Bereich des Bahnhofes. Die Installationsarbeiten werden bis zum 28.08.2007 abgeschlossen sein und Strecke und technische Einrichtungen stehen dann für einen Probebetrieb bereit. Mit der Erweiterung der Strecke wurde den Vereinsmitgliedern und Fahrgästen ein zusätzlicher Teil der schönen Parkanlage des LSF erschlossen.


Akkutriebwagen Nummer 2 "Wittfeld" befindet sich im Ringlokschuppen. Foto: F. Straka

Bremseinrichtung für die Personenwagen bzw auch für den Behindertenwaggon. Mit diesem Waggon können Rollstühle befördert werden. Foto: F. Straka
Abschließend nun die neuen Daten unserer Anlage
Spuren 5 und 7 1/4 Zoll,
Radius min. 12m,
Steigung max. 15 ‰
verlegte Geleise ca. 1600m
27 Weichen, davon 16 elektropneumatisch angetrieben
12 Signale
Bahnhof
Haltestelle
Heizhaus
Wagenhalle
Stellwerk
Wasserturm
alte Streckführung 1300m
Streckenführung 1650m

Diesellokomotive 7 1/4 Zoll im Ringlokschuppen.
Foto: F. Straka
Unsere Vereinslokomotive
Eine Decauville
Nachdem wir aus finanziellen Gründen den Kauf einer fertigen Dampflokomotive verwerfen mussten, entschlossen wir uns in Eigeninitiative eine Vereinslok zu bauen. An „Fachleuten„ fehlt es in unserem Verein glücklicherweise nicht, wodurch das Projekt in nur 8 1/2 Monaten unter Einbringung von über 4000 Arbeitsstunden verwirklicht werden konnte. Für unsere Vereinslokomotive haben wir eine Schmalspurlokomotive vom Typ Decauville 8 t 600 mm Spurweite als C - Kuppler zum Vorbild genommen, da sie eine ansprechende Form hat und in der Konstruktion sehr robust und für den Publikumsbetrieb gut geeignet ist. Als Unterlagen hatten wir die Pläne für einen B – Kuppler, die wir auf einen C – Kuppler nach Originaldaten aus einem Katalog umzeichneten.

Waggonschuppen für sämtliche Waggons der Bahn. Foto: F. Straka
November 2005 : Entschluss zum Bau der Lokomotive

4.September2006 : 1. Anheizen und Probefahrt

17.September 2006 : erfolgreicher Publikumsbetrieb mit bis zu 33 Fahrgästen
KONSTRUKTIONSMERKMALE der Lokomotive Decauville

Decauville in Betrieb mit einem langen Zug.
Foto: F. Straka

Seitenansicht der Lokomotive. Foto: F.Straka

Spurweite 7 1/4 Zoll = 184 mm
Länge über Puffer ~1600 mm
Breite 522 mm
Höhe Kamin 850 mm
Gewicht ca. 350 kg
Beheizung mit Kohle (Anthrazit)

RAHMEN:
Stahlblech
s = 10 mm
L = 1435 mm
H = 230 mm
Verschraubt mit 5 Querverbindungen s = 10 mm

KESSEL:
26 Rauchrohre,
Rostfläche 444 cm2,
Heizfläche 10683 cm2,
Kesselinhalt 28 Ltr.,
Betriebsdruck 7 bar,
2 Sicherheitsventile,
2 Speiseventile am Scheitel des Kessels, Kesselspeisung: 2 Injektoren a 1,7 Ltr./min,
1 Handpumpe doppelt wirkend

 

TRIEBWERK:
2 Zylinder d = 60 mm Hub 84 mm aus Grau­guss,
Flachschieber Bronze, Heusingersteuerung, Pro Zylinder 2 Entwässerungshähne, Betätigung vom Führerhaus,
Antrieb auf die 3. Achse, Treib – und Kuppelräder d = 184 mm aus Stahl

BREMSE:
Wurfhebelbremse auf 1. und 3. Achse wirkend, nur als Stillstandsbremse gedacht. Im Zugbetrieb kommt eine Druckluftbremse zum Einsatz, die im Bedienwagen installiert ist.
FAHRWERK:
Radstand 235 mm ges. 470 mm 3. Achse ist Treibachse. 1. und 2. Achse mit Aus gleichshebel verbunden.
Federung Spiralfedern d = 20 x 32 mm (Normfedern) mit Aus­gleichshebel 1. und 2. Achse einzeln einstellbar.
3. Achse gemeinsam am Querbalken.

Lagerung:
pro Rad je 2 x 61905 2 ZR wartungsfrei, Führung im Rahmen mit Bronzeleisten. Lagerung der Treib – und Kuppelstangen Bronze,
Keile einstellbar.
Lagerung der Steuerung wurde mit Normbuchsen gemacht.
Weitere Ausrüstung:
Beidseitig je 1 Wasserkasten genietet und innen beschichtet, mit dem Führerhaus verschraubt, Inhalt 15 Liter je Seite mit Wasserstandsanzeige im Führerhaus links, 1 Schmierpumpe doppelt für die Zylinderschmierung, angetrieben von der Schwinge, 1 Sandkasten am Kessel nicht aktiv, Achskasten im Rahmen einfach herausnehmbar Regelklappe für Verbrennungsluft einstellbar, Hilfsbläser mit Anschluss für Druckluft zum Anheizen.

Hier der Waggon, mit diesen Waggon können Rollstuhlfahrer transportiert werden. Foto: F. Straka

Blick auf die Drehscheibe und den Ringlokschuppen. Foto: F. Straka

Die Baureihe 2070 wurde in handarbeit hergestellt, von einem Mitglied. Foto: F. Straka

Hier der Waggon von dem aus die Baureihe 2070 gesteuert wird. Foto: F. Straka

Der Bahnhof und gleichzeitig Clublokal der Bahnhof Odorfer. Foto: F. Straka

Durch den Park geht es mit der Decauville und ein paar Waggons. Foto: F. Straka

Ein Blick auf den Bahnhof Odorfer. Ein gelungenes Bauwerk. Foto: F. Straka
Diese Gartenbahn befindet sich in der Landesnervenklinik Sigmund Freud / LSF - Graz. Wollen Sie weitere Informationen, besuchen Sie die Homepage des Clubs.
http://www.dbc-graz.at
Text / Berichterstattung: DBC Graz
Gestaltung und Fotos: Franz Straka
August 2009