2041.02/s bzw 2091.02
Ein kleines Juwel stellt sich vor!
Berichterstattung von Thomas Neureiter, Eigentümer der Lokomotive
Ich erblickte das Licht der Welt 1935/36 unter der Nr.65656 als VT 2041.02/s bei der Simmeringer Waggon - und Maschinenfabrik in Wien. Meine ersten Gehversuche aus eigener Kraft machte ich am 13. Mai 1936 im Bahnhof Bregenz / Vorkloster, meine ersten Probefahrten absolvierte ich nach ein paar Einstellungsarbeiten. Danach ging es noch am selben Tag zur Abnahmefahrt nach Doren — Sulzberg und zurück, die zur vollsten Zufriedenheit aller Beteiligten ausging. Schon Nach einer Woche führte mich mein Lebensweg zur Pinzgauer Lokalbahn wo ich anschließenden meine ersten Lebensjahre verbrachte. Als der zweite Weltkrieg über uns hereinbrach stellte man mich wegen Treibstoffmangel ab, man versteckte mich in Saalfelden wo ich den Krieg unbeschadet überstand.

2041/s im Lokschuppen bei der Instandsetzung.
Foto: Thomas Neureiter
Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges brachte man mich wieder zurück nach Zell am See (1947) wo Ich meinen Dienst wieder aufnahm. Dort blieb ich bis 1965, danach verschlug es mich nach Kärnten ins malerische Gurktal. Am 5. Juni 1968 passierte mir ein (eigentlich gar nicht so schlimmer) Unfall, wo ich aber nichts dafür konnte, da das Gleis unterspült war und unter meinen Rädern nachgab, sodass ich umkippte und mir meine linke Seite ein wenig ramponierte. Danach plagte mich das schlechte Gewissen, da mein Unfall zum Anlass genommen wurde, die Fahrgäste der Gurktalbahn ab sofort nur noch mit Autobussen zu befördern. Und 1972 hatte ich dann die zweifelhafte Ehre, auch noch den letzten Güterzug der Gurktalbahn zu befördern! Danach überstellte man mich von Kärnten zu den Waldviertler Schmalspurbahnen nach Gmünd/NÖ.
Von 1972 bis 1998 war ich bis auf kurze Unterbrechungen im mystischen Waldviertel Zuhause. Meine tägliche Arbeit führte mich von Gmünd nach Litschau, Heidenreichstein und auch nach Groß Gerungs. In den 1980ern durfte ich auch zweimal auf der bis dahin mir unbekannten Ybbstalbahn aushelfen und einmal durfte ich sogar wieder meine alte Stammstrecke im Pinzgau besuchen wo ich mittlerweile, eine alte Dame, meine ersten Jahre verbrachte.


Thomas Neureiters 2041/s vor dem Lokomotiv-
schuppen in Litschau. Foto: Thomas Neureiter

Viele fleissige Hände freiwilliger Helfer tragen zur Wiedererstehung der Diesellok bei.
Foto: Thomas Neureiter
1987/88 erlebte ich noch einmal ein Hoch und erhielt als einzige Baureihe 2091 die so genannten Valouseklackierung (Man nennt es nur Valousekdesign, doch diese Lackierung wurde von dem damaligen Betriebsleiter in Auftrag gegeben und von der Werkstätte Gmünd erledigt.). Am 1. Mai 1998 brach plötzlich und unerwartet das Ende bei den Österreichischen Bundesbahnen herein. Kurz danach hat man mich ausgemustert, da ich mir einen Fahrmotorschaden zugezogen hatte. Mein technischer Zustand war derart schlecht, dass keine Aufarbeitung für mich mehr in Frage kam. So brachte man mich nach Ober Grafendorf, um mich sicher loszuwerden stellte man mich auf das so genannte “Schrottgleis", was normalerweise das Ende einer Lokomotive bedeutet. Dort wartete ich einsam und verlassen 3 Jahre lang bis mich mein neuer Besitzer entdeckte und rettete.

Im Sonnenlicht die restaurierte Maschine.
Foto: Thomas Neureiter

Die restaurierte Maschinevon der anderen Seite.
Foto: Thomas Neureiter
Er kaufte mich kurzerhand und brachte mich wieder zurück in das mir wohlbekannte Waldviertel, was damals kein leichtes unterfangen war, da es keinen Schmalspurtransportwagen mehr gab und ich mit einem Strassentieflader vorlieb nehmen musste. Am 27. November 1998 kam ich in Litschau an, wo mich Thomas Neureiter in liebevoller Kleinarbeit, Stück für Stück aufarbeitet. Mittlerweile bin ich zu 2 / 3 restauriert und erstrahle wieder in tannengrüner Lackierung mit silbernem Dach und schwarzem Fahrwerk. Ich habe auch wieder die alte Scheinwerferanordnung bekommen und sehe daher fast genau so aus wie im Jahr 1936. An vielen Stellen erhielt ich ein neues Blechkleid, denn die alten Bleche waren bereits durchgerostet. Auch die noch original stoffummantelte Verkabelung aus dem Jahr 1936 wurde zur Gänze erneuert. Und übrigens, teile ich mit meinem neuen Besitzer zufälligerweise den Geburtstag, nur beim Geburtsjahr unterscheiden wir uns ein paar Jährchen.
Ein großes Dankeschön möchte ich der Gemeinde Litschau aussprechen die uns ein Dach über den Kopf zur Verfügung gestellt hat, und einen großen Dank richte ich auch an Herrn Manfred Schwingenschlögl der uns immer wieder gerne mit seiner Hilfe zur Seite steht. Die Aufarbeitung wird voraussichtlich noch 2-3 Jahre in Anspruch nehmen, denn es muss noch ein Fahrmotor repariert werden, dazu muss ich gehoben werden da einer meiner Motoren nur nach unten ausgebaut werden kann.

Maschine 2041 in Blickrichtung zum Bahnhof.
Foto: Thomas Neureiter

2091.002 in ihrem alten Farbkleid noch in Obergrafendorf im Jänner 2001. Foto: F. Straka

Die 2091.002 bereits in Gmünd am Abstellgleis.
Foto: H. Ortner
Ja das war mein bisheriger Lebenslauf, ich kann es gar nicht erwarten, wieder im alten Glanz zu erstrahlen und freue mich Sie als Fahrgast in einem meiner Züge durch das Waldviertel zu Begrüßen zu dürfen.
Ihre 2041.02/s
Technische Daten der Baureihe 2041/s bzw.2091
Länge über Puffer: 10.800 mm Kastenlänge: 3.061, 3.045, 3.034 mm
Dachlänge: 3.410 mm Achsstand: 2.400, 1.900, 6.200 mm
Drehzapfenabstand: 1.400 mm Überhang: 2.150, 1.650 mm
Kastenbreite: 2.394, 1.650 mm Heizkesselaufsatz: 1.430, 1.170 mm
Treibraddurchmesser: 820 mm Laufraddurchmesser: 620 mm
Höhen: 3.545, 3.426, 1.848, 1.668,
840 mm
Mechanischer Teil: Simmering
Elektrischer Teil: Siemens-Schuckert Dieselmotor: SGP R 8
Leistung: 210 PS bei 1350 U/min Höchstgeschwindigkeit: 50 km/h
Liefermenge der 2041/2 bzw. 2091: 12 Stück
Berichterstattung und Fotos: Thomas Neureiter
Gestaltung: Ing. Herbert Ortner, Franz Straka
Mai 2009