István Széchenyi Museumsbahn

Bericht von Franz Straka

Übersichtsplan von der Museumsstrecke
Eine Autostunde von Wien entfernt, liegt die west-ungarische Stadt Sopron. In der nähe von Sopron befindet sich der größte Steppensee Mitteleuropa der Neusiedlersee. Kulturgeschichtliche Zeugnisse reichen zurück bis in die Römerzeit. Neben diesen Geschichten prägten die Heilquellen und das Klima die Stadt, weiter überzeugt auch der Rotwein sowie die reizvolle Landschaft. Auch die Denkmäler verdienen hier erwähnt zu werden wie Gotik, Barock, Rokoko Empire sowie Barockkulturen ihre Aufmerksamkeit. In der Nähe der Stadt liegt das bedeutenste Baudenkmal, das Esterházy-Schloss in Fertool, welches man nicht ohne Grund das kleine ungarische Versailles nennt.

Schmalspurwaggon vor der Restauration
Im Hintergrund dieser Kulisse entstand im vorigen Jahrhundert ( ca. 1970 ) eine kurze schmalspurige Eisenbahnstrecke in der Nähe von Sopron. Da auch in Ungarn die Schmalspurbahnen eingestellt wurden, setzte man mit den Aufbau der Schmalspurbahn sowie eines Lokomotivmuseums ein würdiges Denkmal. Schuld an der Einstellungen der Schmalspurbahnen in Europa war die 1960 einsetzende Mobilisierung, wobei man den Güterverkehr von der Schiene auf die Strasse verlagerte. 1968 entschlossen sich die MAV zu einem
Verkehrskonzept das besagt: “Unrentable Eisenbahnlinien aufzulassen.“ Die einzige Eisenbahnlinie der Györ-Sopron-Ebenfurti Vasút (GySEV), der Raab-Ödenburg-Ebenfurter Eisenbahn (ROeEE) wie sie in Deutsch genannt wird ist es zu verdanken, dass sie einen Bruchteil der Fahrzeuge, Anlagen, Einrichtungen in Form einer betriebsfähigen Bahn erhalten wollte. Der Grundgedanke des Wiederaufbaus der Museumsbahn war der Grösserwerdende Fremdenverkehr. Weiters kam noch dazu, dass die Eisenbahnnostalgie der Stadt mehr Devisen bringen sollte.

Gepäckwagen der Museumsbahn

Restaurierter Waggon der Museumsbahn
Ein weiterer Vorteil war noch, dass im Westen Europas die Dampflokomotiven ausgemustert wurden und der Osten Europas noch eine wahre Hochburg der Dampflokomotiven war. Dies war Ausschlaggebend für den Bau der Széchenyi Museumsbahn und dass die GySEV ihre normalspurige Anschlussbahn von ihrer Station Fertoboz ausgehend zur ehemaligen Zuckerfabrik in Nagycenk stilllegte.

Der gut erhaltene Oberbau und die in den 50er Jahren errichtete Brücke über den Ikva - Bach bilden eine reizvolle Kulisse für alle Eisenbahnfans. Dazu kam noch, dass sich im Dorf Nagycenk der ehemalige Hauptsitz der Adligen Familie Széchenyi befindet. Das berühmteste Mitglied dieser Familie war Graf István Széchenyi ( 1791-1860 ). Ihm verdankt Ungarn die Donau-Theissregulierung und die Einführung der Dampfschifffahrt und die Ausarbeitung der Pläne für das ungarische Eisenbahnnetz und obendrein war er der erste ungarische Verkehrsminister. Dazu kam noch der 125. Jahrestag der Inbetriebnahme der ersten


Bahnhof von Fertoboz bei der Bahnlinie der GySEV

Schmalspurdraisine als Denkmal
ungarischen Dampfeisenbahnlinie zwischen Pest und Vác und dazu wurde das ehemalige Schloss der Familie Széchenyi restauriert. Die Schmalspurbahn fügte sich in das Konzept gut ein, da sie die Gäste von der Fertobozer GySEV Station zum Schloss befördern konnte. (Im Schloss wurde eine ständige Ausstellung über das Leben & Wirken des Grafen eingerichtet.) Die Schmalspurbahn hat nur eine Länge von 3600 m und wurde in zwei Etappen gebaut. Bei der Spurweite wählte man die Standartspurweite von 760 mm der österreich - ungarischen Monarchie.

Werkstätte mit Hebeböcke auf der Museumsbahn

Kehrschleife in der Mitte der Museumsbahn
Museumsbahn
Die erste Bauetappe hatte eine Länge von 1200 m und begann in der Normalspurbahnstation der GySEV Fertoboz - Múzeum - Vasút (auf Deutsch = Fertöboz Museumseisenbahn). Diese Trasse verläuft auf der ehemaligen Strecke der Industriebahn und endet in der Haltestelle Barátsag (auf Deutsch = Freundschaft). Bei diesem Teilstück ist das Interessanteste die Brücke über den Ikva - Bach mit den dazugehörigen Dämmen.

Umsetzen der Lokomotive in der Kehre

Museumszug im Bahnhof Kastély

Dieses Stück wurde am 6. November 1970 eröffnet und erst ein Jahr später 1971 wurde mit dem Bau des zweiten Teilstück begonnen. Der zweite Teil zweigt bei der Haltestelle Nádtelep (auf Deutsch = Schilflager) ab und führt durch einen kleinen Laubwald bis zur Nähe des Széchenyi Schlosses und endet nach weiteren 2400 m in der Station Kastély (auf Deutsch = Schloss). Obwohl bei diesem Teilstück der gesamte Oberbau neu errichtet werden musste spielte dies keine Rolle. Einige Meter verläuft das zweite Teilstück parallel zur Hauptstrecke der GySEV. Die Übergabe des restlichen Abschnitt erfolgte am 8.Juli 1972 . Die Strecke kam zu ihren Namen, da man zu Ehren des Grafen die Museumsbahn wie folgt nannte: „István Széchenyi Museumsbahn, Nagycenk“

Hochbauten

Bei der Errichtung der Hochbauten wurden fast alle nach den Vorbild der originalen Typenpläne der MÁV aus dem vorigen Jahrhundert gefertigt. Nur das Aufnahmegebäude in der Station Kastély (auf Deutsch = Schloss) wurde nach Typenpläne der österreichischen Südbahn errichtet. In dieser Station kann man Souvenirartikel erwerben und sich an den ungarischen Gerichten laben.

Schmalspurdampflokomotive im Museumspark

Tender-Schmalspurlokomotive mit Puffer
Da man mehr Fahrzeuge fand, als man für den Betrieb benötigte, kam der Gedanke auf ein kleines Freilichtmuseum einzurichten. Im Sommer 1978 eröffnete man am Endpunkt der Museumsbahn bei der Station Kastély eine ständige Lokomotiv und Wagenschau in verschiedenen Spurweiten.

Schmalspurwaggon der MAV

Schmalspur-Güterwaggon der MAV

Zur Zeit befinden sich 7 Dampflokomotiven, 6 Personen und 10 Güterwagen in den Spurweiten 600, 760 und 1000 mm. Leider befinden sich die Fahrzeuge im Freien und sind dem Wetter ausgesetzt. Ein weiteres Denkmal setzte man im Jahre 1981 , als man eine 760 m lange Pferdeeisenbahn erbaute. Die Pferdeeisenbahn wurde in der Spurweite von 760 mm ausgeführt und verläuft vom Bahnhof Kastély bis zur Haltestelle Epreskert (Erdbeergarten). Leider ist diese Strecke, aus Mangel an Zugkraft außer Betrieb. Der Betrieb der Museumsbahn findet in der Saison von Anfang April bis Ende September statt, es verkehren täglich vier Zugpaare.


vierachsiger Personenwagen der MAV

Schmalspur-Tenderlokomotive

Auskunft über den Fahrplan und des Lokomotiveinsatzes erteilt die GySEV Direktion Sopron, Abteilung Personenverkehr, dort können auch Sonderzüge bestellt werden.

Franz Straka
Dezember 2007