Die Pferdeeisenbahn - 2. Teil

Berichterstattung: Ch. Steingruber, F.Straka, DI (FH) M. Müller
Linz - Zizlau - Gmunden
Bereits 1814 gab es Pläne zum Bau einer Eisenbahn zwischen Linz und Gmunden. Damals gingen die Gedanken dahin, die Traun zu regulieren und einen Schifffahrtskanal zu bauen oder doch eine Eisenbahnlinie zu errichten. Im Jahre 1827 bewarb sich Ing. Franz Zola der beim Bau der Budweiser Bahn tätig war, um das Privileg zum Bau und Betrieb einer Holzeisenbahn zwischen Linz / Zizlau - Donau bis nach Gmunden See. Ing. Zola kannte die Probleme der Pferdeeisenbahn gut, da er wie erwähnt beim Bau der Strecke Budweis – Linz mitwirkte. 1829 erhielt Ing. Zola das Privileg und gründete dazu die k.k.priv. Zolasche Eisenbahngesellschaft.

Brücke in Summerau
Doch Ing. Zola hatte ein Problem, das Baukapital zu beschaffen. Durch die Gründung einer Aktiengesellschaft gab es von Anfang an finanzielle Probleme, sodass Zola gezwungen war, das Privileg an die Wiener Bankhäuser Geymüller, Rothschild und Stametz zu verkaufen. Die Bankhäuser gaben das Privileg 1834 an die k.k. priv. Erste Eisenbahn – Gesellschaft ab, die wiederum Ing. Schönerer zum Bauführer bestellte. Sogleich begann man im Frühjahr 1834 mit dem Ablösen der Grundstücke. Die Vermessungsarbeiten und die Bauarbeiten wurden alsbald aufgenommen.
Bei der Trassenführung nach Gmunden gab es keine Probleme, so wie bei der Linie Budweis – Linz. Das Teilstück Linz – Maxlhaid mit einer Länge von ca. 24 km wurde am 1. Juni 1834 eröffnet. Am 1. April 1835 wurde das Teilstück Maxlhaid – Wels (ca 5 km) und am 1. August 1835 das Teilstück Wels – Lambach, ca 15 km eröffnet. Im Juni 1835 genehmigt Kaiser Franz I. den Bau der Zweiglinie von Linz zum Donauumschlagplatz Zizlau. Am 1. Mai 1836 wurde der Rest der Trasse Lambach – Gmunden/Traundorf (ca. 23 km) eröffnet. Nach einer Bauzeit von zwei Jahren einschließlich der Abzweiglinie Donauhafen Zizlau wurde die gesamte Strecke ihrer Bestimmung übergeben. Die Zweiglinie nach Zizlau/Donauhafen wurde vom so genannten Linzer Gleisdreieck ihrer Bestimmung übergeben. 1842 wurde die Eisenbahn bis Gmunden - Stadt verlängert und endete vor dem Rathaus am Ufer des Traunsees.

Wasserdurchlass in Tumbach-Linzerberg

Wächterhaus in Tumbach-Linzerberg
Ein Jahr später wurden die hölzernen Querschwellen durch Steinblöcke ersetzt und die Langschwellen wurden in Schotter gebetet. Die Gmunder Linie war bis Oktober 1846 an Michael Fink aus Braunau verpachtet. Ab November 1846 nahm die Gesellschaft die Bespannung mit den Pferden selbst in die Hände.

Schwellenstein für die Holzschienen in Burstenbach
Der Versuch auf Steilstrecken der Gmundner Linie Gebirgsochsen als Zugtiere einzusetzen scheiterte, da diese Aktion nicht im Sinne der Gesellschaft war. Gebirgsochsen sind keine gelehrigen Tiere, im Gegensatz zu Pferden und gehen nicht in einer Linie, sonder weichen immer wieder ab, was bei einer schienengebundenen Bahn ein Problem ist. Im Jahre 1854 genehmigte das Handelsministerium den Lokomotivbetrieb zwischen Linz und Gmunden. Die Wiener Neustädter Maschinenfabrik W. Günther (später Sigl) baute eigens für diese Spurweite die Dampflokomotive Linz mit einer Leistung
von 25 PS die bereits Mitte 1854 Probefahrten absolvierte. Die ersten Gehversuche der Lokomotive fanden auf der Pferdeeisenbahn zwischen dem 11. und dem 21. Juni 1854 statt. Man stellte fest, dass der Unterbau nicht für eine Lokomotiveisenbahn geeignet sei. Dadurch wurde der Unterbau für die Strecke Linz – Gmunden für den Dampfbetrieb adaptiert.

Brücke in Bürstenbach
Die Genehmigung für den Dampfbetrieb erfolgte erst am 25. August 1854 . Durch die Einführung des Dampfbetriebes wurde die Strecke Linz – Gmunden zur zweiten dampfbetriebenen Schmalspurbahn in Europa (Die erste Dampf-Schmalspurbahn war die seit 1845 verkehrende Bahn zwischen Antwerpen und Genf). 1856 verkehrten die letzten Züge mit Pferde - Bespannung zwischen Linz und Gmunden. Gleichzeitig wurde der planmässige Dampfbetrieb auf diesem Teilstück aufgenommen.

Im Jahre 1857 übernahm die Kaiserin – Elisabeth – Westbahn die Pferdeeisenbahn durch einen Vertrag vom 18. Februar 1856 von der k.k. Privilegierten Ersten Eisenbahn-Gesellschaft. Durch die Inbetriebnahme der normalspurigen Strecke Linz – Lambach wurde die Pferdeeisenbahnstrecke vom Linzer Gleisdreieck – Lambach eingestellt.


Wächterhaus entlang der Strecke
1868 wurde mit den Bauarbeiten (Umstellung Dampfbetrieb) in Netrowitz (Böhmen) begonnen. Erst ein Jahr später begann man mit dem weiteren Umbau, der sehr aufwendig war, da man einen Teil der Strecke umändern musste, weil die Brücken, Stützmauern etc der Belastung der Dampfrösser nicht standhielten. Es rächte sich nun, dass nicht Gerstners mit Streckenführung zur Ausführung gelangte, sondern das Schönerer eine billige Bauweise wählte. Die damalige Streckenführung von Gerstner deckte sich mit der heutigen Bahntrasse.
Im Jahre 1870 wurde der Betrieb zwischen Budweis und Kerschbaum eingestellt. 1871 gab es ein kurioses Vorhaben von den Wiener Unternehmern Friedrich Mayer und Karl Jessler, die einen Wasserkanal zwischen Moldau und der Donau bauen wollten. Da zu dieser Zeit der Umbau der Pferdeeisenbahn zum Dampfbetrieb vollzogen wurde, wurde das Gesuch zurückgewiesen.

Kronbachbrücke bei Freistadt
Verein Pferdeeisenbahn
Im 20. Jahrhundert wurden zahlreiche Dämme und Bauten der Pferdeeisenbahn dem Erdboden gleich gemacht. Von den Wasserdurchlässen, Brücken und Unterführungen ließ man etliche verfallen, nur wenige wurden saniert und sind heute noch erhalten. Von den Bahnwärterhäusern wurden einige verkauft und zu Wohnhäusern um - bzw. ausgebaut. Beim Stationsgebäude in Kerschbaum zum Beispiel, waren 1970 die Zeichen der Zeit zu erkennen, da die Fassade wie auch das Dach dem Verfall nahe waren.

Original - Nachbau eines Salzwagen im Museum Maxlhaid


Detailansicht der Bremse des Salzwagens im Museum Maxlhaid
Mit der Unterstützung des Landes Oberösterreich gelang dem Verschönerungsverein Rainbach, das Dach des Gebäudes zu sanieren, obwohl sich das Gebäude zu damaliger Zeit noch im Privatbesitz befand. Zwischen der Ortschaft Unterweitersdorf und der Staatsgrenze errichteten die Gemeinden zum 150. Jubiläum der Errichtung einen Pferdeeisenbahn - Wanderweg, der von den Touristen stark frequentiert wird.

Original - Nachbau Salzwagen im Museum Kerschbaum
Die Gemeindevertreter beschlossen 1989, das Stationsgebäude in Kerschbaum anzukaufen. 1992 bestätigten zwei unabhängige Studien, dass das Gebiet um das Stationsgebäude hervorragend für die touristische Nutzung der Pferdeeisenbahn geeignet sei. Daraufhin wurde der Verein „Freunde der Pferdeeisenbahn“ gegründet. Durch die Unterstützung des Landes Oberösterreich, der Europäischen Union, Sponsoren und der Gemeinde konnte am 28. Juni 1995 die Spatenstichfeier für eine auf einer Länge von 500 Metern revitalisierte Bahnstrecke begonnen werden. Nach nur einem Jahr, am 28. Juni 1996 , wurde der Betrieb mit zwei nachgebauten Wägen aufgenommen.


Haltestelle auf der Pferdeeisenbahn Kerschbaum


Schienenstrang mit Weiche der Pferdeeisenbahn


Museumsbetrieb auf der Strecke Kerschbaum

Schienenschaustücke, 2 verschiedene Versionen

Nachbau eines Personenwaggons im Museum Kerschbaum


Gedenktafel beim Bahnhof Engelhof

Bahnhof Engelhof, wurde / wird Verkauft


hist. Beschriftung am Bahnhof Lambach

Strassenansicht des Bahnhofes Lambch

Weitere Projekte wurden ins Leben, die wir Ihnen gerne vermitteln wollen!

Ausstellung der Pferdeeisenbahn in Budweis CZ ( Südböhmischen Museums/ehemaliges Wächterhaus)

In Bujanov (CZ) und Maxlhaid bei Wels (A) wurde ein kleines Museum eingerichtet

Renoviert wird das Stationsgebäude in Holkov (CZ) durch Private sowie diverse Brücken und Viadukte entlang der Strecke


Der Konsulent Johann Brunner hat Informationen über die Pferdeeisenbahn gesammelt und den Historikern in einem Archiv in Kerschbaum zugänglich gemacht.
Herr Dr. Schludermann vom Museum Maxlhaid ist ebenfalls sehr bemüht und hat auf eigene Kosten den Salzwagen (siehe oben) nachbauen lassen. Ohne freiwillige Privatpersonen, die sich diesen Projekten widmen, gäbe es keine Strecke und auch keine Dokumentationen. Durch die gute Zusammenarbeit beider Länder (Österreich und Tschechien) kann man nur hoffen, dass noch weitere Aktivitäten entlang der Strecke entstehen.

Technische Daten

Kronenbreite des Dammes: 2,84 m
Die Schräge betrug: 45 – 60 Grad
Dämme die höher waren als 2,84 m erhielten ein Sicherheitsgeländer (95 cm hoch).
Gesamte Pferdeeisenbahn: 1066 Brücken: Budweiser Linie 965, Gmunder Linie 101
Spurweite: 1106 m

1066 Brücken davon:
268 gewölbte Steinbrücken
214 Holzbrücken
584 Durchlässe

Wächterhäuser:
Budweiser Linie: 51 Wächterhäuser
Gmundner Linie: 25 Wächterhäuser

Höhenunterschied: Budweiser Linie 327,9 m = 5,1‰ – 20,9 ‰, Linz Stadtbereich 66,7 ‰, Gmunden 220m Neigung 3,4 ‰



Stationsplätze

Die Strecke war in gleichmäßige Abschnitte unterteilt, die einer Halbtagesleistung eines Pferdes entsprach. Die Entfernung zwischen den Stationsplätzen betrug:

Strecke Budweis

Budweis – Holkau 18,23 km
Holkau – Angern 21,78 km
Angern – Kerschbaum 22,88 km
Kerschbaum – Lest 22,56 km
Lest – Oberndorf 21,42 km
Oberndorf – Urfahr 19,25 km

Strecke Gmunden

Personenzüge
Linz – Neubau 14,41 km
Neubau – Wels 14,23 km
Wels – Lambach 14,72 km
Lambach – Gmunden 23,01 km

Strecke Gmundern

Güterzüge
Linz – Maxlhaid 23,01 km
Maxlhaid – Lambach 19,58 km
Lambach – Engelhof 21,36 km

Weitere Bahnen mit der Spurweite von 1106 mm in Oberösterreich:

Thomasroith – Attnang 1848/49, Betrieb ab 1850 , Einstellung 1877
Wolfsegg (Kohlgrube) – Breitenschützing, Betrieb ab 1854 , Einstellung März 1966

 


Lebensläufe der Erbauer Franz Josef Ritter von Gerstner, Franz Anton Rittner von Gerstner und Ing. Matthias Schönerer

 

Ing. Matthias Schönerer

Geboren: 9. Januar 1807
1824 Mitarbeiter bei Gerstner
1828 – 1832 Übernahme der Funktion von Gerstner als Bauleiter zum Bau der Pferdeeisenbahn Budweis – Linz
1834 – 1836 Bau der Eisenbahn Linz – Gmunden,
Studium der Eisenbahnbauten in England und Amerika,
Weitergabe der Erfahrungen beim Eisenbahnbau Wien – Gloggnitz,
Verleihung in den Adelsstand,
30. Oktober 1881 gestorben in Wien

 
 

Prof. Dr. Franz Josef Rittner von Gerstner

Geboren: 23. Februar 1756 in Komotau
1772 Studium an der Prager Universität
1781 Wien, Studium Medizin, Studium Mathematik und Astronomie
1785 Mitglied der gelehrten Gesellschaft in Prag
1789 Ordentlicher Professor an der Prager Universität
1806 Direktor der Königlichen Böhmischen Ständischen tech. Lehranstalt Prag
1803 – 1807 Konstr. einer Dampfmaschine (Information lt. Aufzeichnungen) und bis 1834 als Lehrer an der tech. Universität Prag
1808 Verleihung des Leopoldsorden
1810 Verleihung des Adelstitel
† verstarb er am 25. Juni 1832

 

 

Franz Anton Rittner von Gerstner

Geboren: 17. Mai 1795 in Prag ?
1818 Prof. für Mathematik und Geometrie am Polytechnischen Institut in Wien
1824 – 1828 Bauleiter der Pferdeeisenbahn
1834 – 1837 Rußlandreise, Bauleiter der Dampfeisenbahn zwischen St. Petersburg und Zarskoje Selo. Weiterer Plan war, eine Bahn von Moskau nach St. Petersburg zu bauen (mit dem Engländer Cockerill gemeinsam)
1838 – 1839 Reise nach Amerika, um Erfahrungen im Bahnbau zu sammeln
1840 verstarb Gerstner


Die Daten in den Lebensläufen weichen in der Literatur ab!

Museum:
Verein „Freunde der Pferdeeisenbahn“
A- 4261 Rainbach im Mühlkreis
Kerschbaum 61
Telefon: 07949/6800 Fax DW 4
Internetseite: www.pferdeeisenbahn.at
e-mail: pferdeeisenbahn.museum@direkt.at
Museum:
Gasthaus Maxlhaid
Maxlhaid 9
A-4600 Wels
Telefon: 07242/46716 oder Fax: 07242/61632
Internetseite: www.maxlhaid.at
e-Mail: maxlhaid@liwest.at
 
Ebenfalls eine gute Ergänzung zur Pferdeeisenbahn in Österreich, ist die Pferdebahn in Döbeln. Weitere Informationen finden Sie unter folgenden Link: http://www.doebeln.net/wiki/Pferdebahn
 
Buch Tipp

Die Pferdeeisenbahn, Autor: Hans Brunner,
Erhältlich beim Verein „Freunde der Pferdeeisenbahn“

Die Pferdeeisenbahn „Budweis-Linz-Gmunden“, Autor: Ivo Hajn, ISBN: 8-86829-16-2



Christian Steingruber
Franz Straka
DI (FH) Markus Müller

August 2007