Baureihe 2090.01
Berichterstattung: Rupert Göd, Erich Dürnecker, Franz Straka
Ab dem Jahr 1924 baute die im Jahr 1913 gegründete Firma Warchalowski, Eissler & Co. auch einige Triebwagen und Kleinlokomotiven. 1927 wurde auch eine zweiachsige benzinelektrische Kleinlokomotive mit 760 mm Spurweite nach den Patenten von Moriz Gelinek (GEBUS-Prinzip) gebaut. Die Lok wurde mit einem Warchalowski-Benzinmotor Typ STEG 30, gekoppelt mit einem BBC-GEBUS-Generator Typ DDC und zwei ELIN-Fahrmotoren Typ BBF 30 angetrieben. Die ersten Probefahrten fanden am 23. Juli 1927 statt. Da die von der Zillertalbahn bei Warchalowski, Eissler & Co bestellten Triebwagen erst 1928 fertiggestellt werden konnten, mietete die Zillertalbahn die Lokomotive für die Führung von Personenzügen und für den Verschub an. Bei diesem Einsatz legte die kleine Maschine bis zu 256 km am Tag zurück.

Baureihe 2090.001-5

Lokomotive 2090 mit Dienstwaggon

Baureihe 2090 BBÖ
Im Jahr 1928 wurde die Fabrik Warchalowski, Eissler & Co von der Maschinenfabrik der priveligierten österreichisch-ungarischen Staats-Eisenbahngesellschaft (STEG) aufgekauft. Diese bot 1930 die Kleinlokomotive zum Verkauf an. Ein Vertrag mit den Österreichischen Bundesbahnen (BBÖ) stellte den Verkauf der Maschine am 22. August 1930 zum Preis von 85.000.- Schilling sicher. Die BBÖ setzte diese Schmalspurlokomotive auf der erst ein Jahr zuvor verstaatlichten Ybbstalbahn ein.
Nach einer nicht bestätigten Angabe soll die Maschine während der Kriegsjahre braun lackiert gewesen sein. Die Lokomotive wurde ab dem 20. Juni 1942 auf der Zweigstrecke der Mariazellerbahn, der Krumpen, eingesetzt. Für diese Lokomotive wurde eine Gaserzeugungsanlage vom Typ Svedbund-S6 auf einem eigenen Wagen (vermutlich ein Güterwagen der Type H/s) hinter der Lokomotive als Tender mitgeführt. Da die Leistung im Gasbetrieb sehr gering war und die Gaserzeugung sehr langsam erfolgte, musste vor den Steigungen der Krumpe immer wieder angehalten werden, um Gas aus mitgeführten Vorräten oder zufällig neben der Strecke gefundenem Holz zu erzeugen und zu sammeln. Erst bei genügend Gasvorrat konnte die Fahrt fortgesetzt werden.

Baureihe 2090 beim Verschub

Baureihe 2090 mit Keil am Vorbau
Nach dem Krieg kam die Lokomotive wieder auf ihre alte Stammstrecke ins Ybbstal. 1947 wurde in der HW (Hauptwerkstätte) St. Pölten der Warchalowski-Benzinmotor gegen einen Saurer-BDX Dieselmotor ausgetauscht und am 14. Jänner 1948 wieder in Betrieb genommen. Bei der Umnummerierung der ÖBB im Jahr 1953 erhielt die Lok die neue Nummer 2090.01/s.

Seitenansicht der Baureihe 2090

Lokomotive 2090 beim Club Mh 6 in Ober Grafendorf

Vorderansicht der Baureihe 2090
Die Maschine blieb bis zu ihrer Ausmusterung auf der Ybbstalbahn im Einsatz. Am 30. Mai 2001 wurde die Maschine vom Eisenbahnclub Mh6 in Obergrafendorf erworben. Die Lok hat keine Streckenzulassung für ÖBB-Strecken und wird daher nur im Verschub beim Club Mh6 verwendet . Der Club restauriert und pflegt noch eine Reihe anderer historisch wertvoller Dampf- und Dieselloks sowie einige wertvolle Wagen.
Technische Daten
Spurweite: 760 mm
Länge über Puffer: 5620 mm
Achsstand: 2200 mm
Max. zulässige Geschwindigkeit: 40 km/h
Radsatzanordnung: Bo
Treibraddurchmesser: 820 mm
Dienstgewicht: 12,5 t
Radsatzlast: 6,25 t
Anfahrzugkraft: 19,6 kN

Lokomotive 2090
Benzinmotor
Hersteller: Warchalowski, Eissler & Co
Typ: STEG 30
Leistung: 120 PS, 88 kW
Zylinder: 4 in Reihe
Arbeitsweise: 4 Takt
Bohrung: 170 mm
Hub: 220 mm
Dieselmotor
Hersteller: Saurer
Typ: Saurer BDX
Leistung: 120 PS, 88 kW
Zylinder: 6 in Reihe
Arbeitsweise: 4 Takt, Direkteinspritzung
Bohrung: 130 mm
Hub: 180 mm
Generator
Hersteller: BBC
Typ: DDC, System Gebus
Leistung: 109 PS, 80 kW bei 1000 U/min
Spannung: 250 V
Stromstärke: 320 A
Fahrmotoren
2 Stück parallel geschaltet, Tatzlagerbauart
Hersteller: ELIN
Typ: BBF 30
Stundenleistung: 37 PS, 27 kW bei 700 U/min
Dauerleistung. 31 PS, 22,8 kW bei 810 U/min
Spannung: 250 V
Stromstärke: 130 A
Übersetzung: 1 : 6,28
Bremse: Selbsttätige Vakuumbremse für Lok und Wagen
Vakuumpumpe: P 20 a
Heizung: keine (nur Führerstandsheizung), 24 V Steckdosen für Beleuchtung und Webastoheizung der Wagen
Hilfseinrichtungen: Lüfter vom Motor angetrieben
Batterie: 24 V / 240A
Lichtmaschine Benzinmotor: Siemens, 0,9 kW, 24 V
Lichtmaschine Dieselmotor: ZH 2,5, 2,5 kW, 70 A, 24 V
Lackiervarianten
1. Lackvariante: 2090.01 - ca. 1960
Dach: Weißaluminium RAL 9006
Gehäuse: Grün RAL 6009
Rahmen: Schwarz RAL 9005

2. Lackvariante:
2090.01 - ca. 1962 – 64
Dach: Weißaluminium RAL 9006
Gehäuse: Signalrot RAL 3001
Cremeweiß RAL 9001
Rahmen: Eisengrau RAL7011

3. Lackvariante:
2090.01 - ca. 1977
Dach: Elfenbein RAL 1014
Gehäuse: Blutorange RAL 2002, Aluziffern
Rahmen: Schwarz RAL 9005
Im Jahre 1971 war am Vorbau einen gelber Keil lackiert.
4. Lackvariante: 2090.01
Dach: Elfenbein RAL 1014
Gehäuse: Blutorange RAL 2002
Zierlinie: Elfenbein RAL 1014
Rahmen: Schwarz RAL 9005

4a. Lackvariante:
2090.001-5
Dach: Umbragrau RAL 7022
Gehäuse: Blutorange RAL 2002
Rahmen: Umbragrau RAL 7022
Ab 26. März 1983 hatte die Maschine vorbauseitig das neue ÖBB-Signet (Schnecke, Pflatsch) angebracht und weiße Klebeziffern.
5. Museumsvariante: 2090.001-5 (seit 30.05.2001 im Besitz des Club Mh 6)
Dach: Umbragrau RAL 7022
Gehäuse: Blutorange RAL 2002
Rahmen: Umbragrau RAL 7022
Ohne ÖBB Signet, aber mit weißen Klebeziffern.

Wir haben uns bemüht, den Lebenslauf sowie die technischen Angaben so korrekt wie möglich zu erheben. Wir erheben aber keinen Anspruch auf Richtigkeit oder Vollständigkeit der Daten. Ein genaues Datum der einzelnen Umlackierungen kann aufgrund der unterschiedlichen Angaben ebenfalls nicht genannt werden. Wir bedanken uns bei den Firmen Wiener Modellbau Kröß und KJ-Modell für die Unterstützung.

 
Information eines Zeitzeugen / Alfred Merkinger
  • Ab 1964/65 war die Lok orange lackiert. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es nicht das nachmalige Blutorange war; sah eher wie das Orange der StLB-Loks VL 11 - 16 aus bzw. wie die orange Farbe, die es auf den zweifärbigen 2091ern zum Teil gegeben hatte; um 1970 sehr verschmutzt; habe die Lok in dieser Form damals sehr oft gesehen).
  • Ab ca. 1972-1974 bis zur Umlackierung auf Blutorange (ca. 1977-1980) war die 2090.01 in dunklem Rot (Karminrot) mit orangem Keil, orangen Griffstangen und Türschnallen lackiert. Ich habe die Lok damals oft in dieser Lackierungsform gesehen und besitze auch zwei Fotos in diesem Aussehen, die ich damals selbst gemacht habe. Auch erinnere ich mich noch sehr gut daran, wie die 2090 eines Tages in dieser Form auftauchte!
  • Das neue ÖBB-Signet (Pflatsch) sah und fotografierte ich zum ersten Mal auf der 2090.01 am 20.8. 1981 (schon blutorange lackiert). Zu diesem Zeitpunkt gab es auf der Ybbs-
    talbahn noch keine andere Lok mit dem neuen Zeichen (weder 2091 noch 2095). Von der 2090 wurde der Pflatsch bald darauf wieder entfernt (anlässlich einer der wenigen
    Sonderfahrten dieser Lok).
 
Quellenangaben

Betriebsbuch der Lokomotive 2090.01,zur Verfügung gestellt vom Club Mh6

Doleschal Erich: Triebfahrzeuge österreichischer Eisenbahnen, Eisenbahn-Fahrzeug-Archiv 3, 1. Aufl., Düsseldorf, Alba-Verlag, 1999, ISBN: 3-87094-175-8

Floimair Roland (Hrsg.): Moriz Gelinek, Schriftenreihe des Landespressebüros Salzburg, Sonderpublikation 127, Salzburg, 1996, ISBN: 3-85015-146-8

Krobot Walter, Slezak Josef, Sternhart Hans: Schmalspurig durch Österreich,  Internationales Archiv für Lokomotivgeschichte 3, 4. Aufl., Wien, 1991, ISBN: 3-85416-095-X

Graf Hans, Braun Endre: Die Ybbstalbahn. Bahn im Bild 30, Wien, 1989

Felsinger Horst, Schober Walter: Die Mariazellerbahn, 3. Aufl., Wien, 2002

Internetseite von Club und Erzeuger
http://www.kj-modell.eu
www.mh6.at

Wiener Modellbau Kröß

Nesselgasse 9/1-2
1170 Wien
Telefon: 01/489 48 73
 

Erich Dürnecker
Rupert Göd
Franz Straka
Ergänzung von Alfred Merkinger

Mai 2007
November 2014