Schneepflug "s Kratzl"
Berichterstattung: Wilhelm Zika und Franz Straka
"s Kratzl" wurde der erste Schneepflug auf der Murtalbahn liebevoll von den Bediensteten genannt. 1894 in Graz gebaut, stellt er eher eine Rarität unter den Werkzeugen zur Schneefreimachung von Schienenwegen dar. Das Prinzip ist, dass die Lokomotive einen Vorsetzpflug montiert hat und damit die Hauptarbeit leistet. Der Schneepflug, eigentlich genauer ein Schleppschneepflug. wird an die Lok gekuppelt und macht hinter dieser den Feinputz. Die am hinteren Ende des Pfluges montierte riesengroße symmetrisch ausgebildete Schaufel kann händisch oder über eine mit Dampf betriebene Hubvorrichtung angehoben, bzw. abgesenkt werden.
Diese Schaufel ragt auch einige Zentimeter zwischen den Schienen in den Bereich unter der Schienenoberkante hinein, so dass sie bei jedem Bahn- oder Wegüber-gang, sowie bei Weichen angehoben und anschließend wieder abgesenkt werden muss. Für den Mann im Pflug ist also eine gute Streckenkenntnis und dazu gehörende Aufmerksamkeit gefordert. Der unge-bremste Pflug ist auf einem zweiachsigen Rahmen aufgebaut (siehe Foto). In den beiden Vorbauten sind jede Menge große Murflusssteine als Ballast untergebracht, um ihn auf den Schienen zu halten.
Die Fahrt als Pflugfahrer muss diesem wie ein Ritt auf einem wilden Pferd vorgekommen sein. Bis zur Lieferung des neuen 1983 von der Firma Knotz gebauten Schneepfluges, war also der Schneepflug X 1 das Räumgerät auf der Murtalbahn. Der CLUB 760, Verein der Freunde der Murtalbahn, erstand nach der Ausmusterung dieses geschichtlich, wie auch technisch interessante Fahrzeug und danach stand das Kratzl jahrelang ungenutzt herum, zuletzt auf dem Jr 262 aufgeladen und der Zahn der Zeit, Regen, Schnee und Hitze nagten gewaltig an der Substanz.
Im Zuge der vor zwei Jahren begonnenen Aufarbeitungskampagne der renovierungsbedürftigen Wagen des CLUB 760, wurden 2005 bis 2006 fünf Wagen komplett aufgearbeitet. Es sind dies der Postwagen F 91, der Dienstwagen D 86 ex ÖBB D/s 6550-3, der Kesselwagen Z 612, der gedeckte Güterwagen G 4012 und das Kratzl. Das Kratzl wurde am 17. November 2005 in Unzmarkt mit den Portalkran in den Bauch eines Sattelschleppers nach Krnov (ehemals Jägerndorf in schlesich Mähren), Tschechische Republik verladen und abgefahren (siehe Foto).
Ein ungenannt bleiben wollendes Clubmitglied hatte sich bereit erklärt, die komplette Aufarbeitung zu finanzieren, wofür auch hier nochmals gedankt sei. Nun, in der Firma OLPAS MORAVIA angekommen, wurde das Fahrzeug komplett abgewrackt, hier zeigen die Bilder die Arbeiten besser als jede Schilderung. Anschließend wurden die Eisenteile Sand gestrahlt, zweimal grundiert und lackiert. Die eingangs erwähnten großen Mursteine sorgten ob der Menge für großes Erstaunen, füllten sie doch vier halbhohe Palettengittercontainer.
Anschließend wurde mit den Holzarbeiten und Lackieren das Fahrzeug in einen mustergültigen Zustand gebracht, war 2006 fertig gestellt und wird heuer nach Frojach in das Fahrzeugmuseum des CLUB 760 gebracht.
Firma OLPAS MORAVIA
Die Firma OLPAS MORAVIA macht Generalsanierungen und Aufarbeitungen von Fahrzeugen aller Art. In erster Linie werden Lokomotiven aus Tschechien und Polen revidiert. Der Besitzer der Firma, DI Jaromir Foltyn ist selbst ein großer Eisenbahnfreund und soll heuer die Schmalspurstrecke Röwersdorf – Hotzenplotz von den CD übernehmen und sowohl Plan- wie auch Nostalgiebetrieb realisieren. Dazu steht eine im eigenen Werk komplett aufgearbeitete Resita Dampflokomotive nebst einer Diesellok und einigen Waggons zur Verfügung.Zur Zeit wird auch ein Autobusoldie, sowie ein Straßenbahntriebwagen für Ostrava (Ostrau) neu aufgebaut.

Schmalspurinfo

Mitte Februar 2007 wurde von der Marktgemeinde Mondsee der Auftrag über die Instandsetzung des ehemaligen Salonwagen S 1 der SKGLB an diese Firma erteilt. Auch der vom CLUB 760 erworbene BD4iho/s 4105-8 (der bei der Lotus Lokstation als Cafehaus stand) steht zwecks Aufarbeitung und Umbau als Gesellschaftswagen in Krnov. Mit einer Fertigstellung beider Wagen ist 2008 zu rechnen. (Stand 05.2007)
 
Text: Zika Wilhelm
Gestaltung: Franz Straka
Mai 2007