|
||||
Der
vierachsige Güterwagen SSm/s und seine Varianten |
||||
Berichterstattung: Rupert Göd, Franz Straka, Dipl.-Ing. (FH) Markus Müller |
||||
In den Jahren 1942/43 ließ die Deutsche Reichsbahn bei der Waggonfabrik Busch in Bautzen schmalspurige Güterwagen für das 750 mm / 760 mm Schmalspurnetz als Ersatz für die unzähligen alten Güterwagentypen bauen. Da die Wagen für alle Schmalspurbahnen gedacht waren, wurde das kleinere sächsische Lichtraumprofil gewählt, darum sind die Wagen auch nur 1900 mm breit. |
||||
Eine Variante des Rungenwagens der Reihe SSm/s, aufgenommen in Waidhofen/Ybbs |
Da sie für 20 Tonnen Ladegewicht konstruiert wurden,
sind Fahrwerk und Aufbauten sehr massiv ausgeführt. Die Waggons haben eine
Vakuumbremse und eine Bremserhütte, in der die Handbremse situiert ist. Es
wurden gedeckte Güterwagen der Gattung GGw/s und offene, hochbordige Wagen
der Gattung OOw/s gebaut. Für das österreichische 760 mm Schmalspurnetz
wurden ca. 125 Stück dieser Waggons geliefert, der Großteil davon waren
offene Wagen. |
|||
Da die Waggons
hauptsächlich für den Holztransport benötigt wurden und sich die offenen,
hochbordigen Wagen hierfür nicht gut eigneten, wurden schon 1953 –
54 bei einigen Wagen die Ladetüren, die rückwärtige
Stirnwand und die Seitenwände entfernt. Dafür bekamen die Waggons
zur Ladegutsicherung vier Paar Rungen aus U-Profilen, die klappbar an den
Seitenwänden befestigt wurden. |
Am St. Pöltner Alpenbahnhof stand im September 1995 dieser Rungenwagen abgestellt |
|||
Detailansicht der Rungenhalterung und der Seilwinde |
Diese umgebauten Waggons erhielten bei den ÖBB das
Gattungszeichen SSm/s und die Nummerngruppe 36800. Da sich der Umbau sehr
gut bewährte, die Ladebreite allerdings für österreichische Verhältnisse
zu schmal war, wurde sie bei weiteren Umbauten ab ca. 1967, auf 2400 mm verbreitert und zur weiteren
Ladegutsicherung drei Stahlseilwinden montiert. Bei einigen Wagen
wurde die Bremserhütte komplett entfernt, andere erhielten eine neue
Konstruktion aus Profileisen und Blech. |
|||
Einzelne Waggons unterschieden sich dadurch, dass auch die
handbremsseitige Stirnwand und das Geländer entfernt wurde, um eine noch
größere Ladelänge zu erhalten. Fallweise wurde auch die hölzerne Stirnwand
durch eine robustere Blechwand ersetzt, die in ihrer Höhe variierte.
Bei manchen Waggons wurden die beweglichen Rungen durch fest angeschweißte Profilkonstruktionen ersetzt, die in ihrer Höhe ebenfalls variieren. Die Fahrzeuge waren dem Lackschema der ÖBB entsprechend lackiert (mit schwarzem Untergestell, die Holzteile und Aufbauten waren Mahagonibraun). Später wurde der ganze Wagen braun lackiert, auf der Ybbstalbahn wurden etliche Wagen auch komplett schwarz lackiert. Die Waggons waren auf allen Schmalspurstrecken der ÖBB zu finden. Hauptsächlich fanden sie aber auf der Ybbstalbahn und auf der Mariazellerbahn für den Holztransport ihre Verwendung. |
Das modifizierte Bremserhaus |
|||
Rungenwagen ohne Stirnwand |
Es wurde auch ein Versuch gestartet, die SSm/s als Containertransportwagen einzusetzen, dieser wurde allerdings nicht weiterverfolgt. Da mit dem Ende des Güterverkehres auf den Schmalspurstrecken der Österreichischen Bundesbahnen viele SSm/s nicht mehr benötigt wurden, erfolgte bei einigen Waggons eine Adaptierung für spezielle Bahndienstaufgaben. Dazu gehören die drei Schienentransportzüge, die aus je drei SSm/s für den Langschienentransport umgerüstet wurden. |
|||
Für diese Züge wurde auch ein eigener Schienenaufziehwagen auf Basis eines SSm/s aufgebaut. Einige SSm/s wurden als Weichentransportwagen in den Stand der Bahndienstwagen übernommen und versehen ihren Dienst noch heute. Ein Wagen wurde wieder mit massiven niedrigen Bordwänden ausgerüstet und dient nun als Abraumtransportwagen auf der Mariazellerbahn. Die Umbauten erfolgten meist bei den Heimatdienststellen oder in der HW St. Pölten. Daraus resultiert auch die große Variantenvielfalt. |
|
|||
|
||||
Aufstellung der gängigsten Varianten der SSm/s |
||||
|
||||
Variante 1: Umbau aus dem OOm/s. Die Seitenwände, die Ladetüren und die rückwärtige Stirnwand wurden entfernt. Es wurden 4 Paar Rungen mit der gleichen Höhe wie die alten Seitenwände und eine sehr niedrige Seitenwand angebracht. Das Bremserhaus wurde bei einigen entfernt. | ||||
Variante 2: Da die niedrigen Seitenwände beim Laden oft hinderlich waren, wurden diese wieder entfernt. | ||||
Variante 3: Die Ladefläche wurde verbreitert, es wurden Klapprungen und Stahlseilwinden zur Sicherung des Ladegutes angebracht. Einzelne Wagen erhielten ein Bremserhaus aus Blech. | ||||
Variante 4: Auf der Ybbstalbahn wurden in der dortigen Werkstätte etliche Wagen verbreitert und mit einer neuen Stirnwand aus Blech ausgestattet. Diese ist aber wesentlich niedriger als die alte hölzerne. Die Wagenanschrift befindet sich nicht mehr am Längsträger des Rahmens, sondern direkt auf der stirnseitigen Blechwand. Oft sind die Rungen auch kürzer und die Stahlseilwinde fehlt. | ||||
Variante 5: Einige Waggons auf der Ybbstalbahn erhielten eine Stirnwand aus Blech und kurze Rungen, wurden aber nicht verbreitert. | ||||
Variante 6: Ebenfalls auf der Ybbstalbahn sind einige verbreiterte Wagen ohne Stirnwand und Geländer im Einsatz. Dadurch ergibt sich eine längere Ladefläche. | ||||
Technische Daten des
SSm/s
|
||||
Drehzapfenabstand: 6.700 mm
|
ursprüngliche Ladebreite: 1.900
mm |
|||
|
||||
Schienentransport- und Aufziehwagen |
||||
Um Schienen auf der Schmalspurbahn zu transportieren, verwendete man vor 1995 Drehschemelwaggons der Type H/s. Als der Güterverkehr weniger wurde und die freien Waggons der Bauart SSm/s nicht mehr anderwertig verwendbar waren, wurde die Idee geboren, die ca. 29 m langen Schienen effizienter zu befördern und auch gleich zu verlegen. 1993 beschloss man, aus den alten Waggons, drei 3-Schienentransport-Garnituren zu fertigen. 1995 wurde diese Idee in die Tat umgesetzt, zwei Garnituren für die Mariazellerbahn und eine für die Ybbstalbahn gebaut. | Schienentransportgarnitur in Waidhofen/Ybbs |
|||
Eine Garnitur besteht aus:
Ein Schienenaufziehwaggon steht für alle 3 Garnituren zur Verfügung. Dieser entstand aus dem SSm/s 36818 und wurde im Juli 1995 in den Bestand aufgenommen. |
||||
Die erste Garnitur wurde 1995 geliefert und kam auf die
Mariazellerbahn, diese besteht aus:
|
||||
Die zweite Garnitur wurde im August 1995 fertiggestellt und kam
ebenso auf die Mariazellerbahn:
|
||||
Die dritte Garnitur wurde ebenfalls
im August 1995 geliefert und kam auf die
Ybbstalbahn:
|
||||
Im Modell sind sowohl einige Varianten des SSm/s als auch der komplette Schienentransportzug bei der Firma Stängl Modellbahnen erhältlich. | ||||
|
Rupert Göd |