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Die schmalspurige Verbund-Tenderlokomotive der Baureihe Uv
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Ein Bericht von Erich Dürnecker, Rupert Göd, Franz Straka und Dipl.-Ing.(FH) Markus Müller | ||||
Da die Leistung der bewährten Nassdampflokomotive der Baureihe U (U = Unzmarkt, Murtalbahn) um die Jahrhundertwende nicht mehr ausreichte, wurde die Verbundtechnik zur Leistungssteigerung angewendet. So wie bei der bereits in größerer Stückzahl von der österreichischen Niederlassung in Linz der Münchner Firma Krauss u. Co. gebauten Reihe U, die ihrerseits schon aus der erfolgreichen Serie von C1-n2t Lokomotiven der Steyrtalbahn weiterentwickelt wurde, beauftragte man die genannte Firma mit der Konstruktion. Im Jahre 1902 lieferte Krauss u. Co. die Lokomotive in Verbundausführung und mit einigen kleinen Verbesserungen aus. Erster Einsatzort war die gerade eröffnete Waldviertelbahn Gmünd – Groß Gerungs der Niederösterreichischen Landesbahnen. Die NÖLB stellten zwei Maschinen mit der Bezeichnung Nr. 20 und Nr. 21 in Dienst. | ||||
Die 298.207 stand anlässlich eines Tages der offenen Tür im September 1996 neben einer 399er in Gmünd ausgestellt |
1905 wurde eine dritte Maschine für die verlängerte Pielachtalbahn mit der Nr. 22 geliefert. Zu Vergleichszwecken wurde zur gleichen Zeit eine Maschine in Heißdampftechnik mit der Nr. 23 beschafft. 1908 führten die NÖLB ein neues Bezeichnungsschema ein, von nun an lautete die Bezeichnung für die Maschinen 20 - 22 Uv. 1 - 3. Da sich die Verbundmaschinen bei den NÖLB bewährten, beschafften auch die kkStB 1904 drei Stück der Verbundloks. |
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Die als Uv. 1-3 bezeichneten Lokomotiven der kkStB wurden für den Betrieb der neu gebauten Lokalbahn Przeworsk - Dynów verwendet. 1910 wurde eine 4. Maschine beschafft. Diese vier Maschinen der kkStB verblieben nach der Fahrzeugaufteilung 1919 in Polen. Da die Polnischen Staatsbahnen im Verlauf des 1. Weltkrieges drei Uv an Rumänien und Russland verloren, bestellten sie 1925 noch zwei Maschinen der Reihe Uv. Die Zillertalbahn beschaffte 1902 ebenfalls eine Lokomotive der Bauart Uv, die als Nr. 3 bezeichnet wurde. |
Die 298.206 wurde, nachdem sie mehr als zwei Jahrzehnte im Ortskern von Langschlag ausgestellt wurde, auf einem Bahnhofsgleis aufgestellt |
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Die Lokomotive Nr. 3 der Zillertalbahn, aufgenommen 1981 in Jenbach |
1922 wurden die NÖLB - Strecken der Waldviertelbahn und der Pielachtalbahn von den BBÖ übernommen und die Maschinen als Uv. 5 – 7 bezeichnet. Im Jahre 1938 übernahm Deutsche Reichsbahn die Lokomotiven und bezeichneten sie als 99.801 – 803. Nach dem Krieg wurde diese Bezeichnung bis 1953 beibehalten, danach wurden die Lokomotiven in das neue ÖBB-Schema eingegliedert und erhielten die Nummern 298.205 – 207. |
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Die Lokomotive Nr. 22 - Uv. 3 - 99.803 - 298.207 |
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Die Dampflokomotive Nr. 22 wurde 1905 von der Lokomotivfabrik Krauss u. Co in Linz an die NÖLB für die Verwendung auf der Pielachtalbahn geliefert. Bei der Bezeichnungsreform 1908 erhielt die Lok die Bezeichnung Uv. 3 zugewiesen. Rund ein Jahr später hatte sie einen leihweisen Einsatz auf der Bregenzerwaldbahn, kam aber im selben Jahr auf die Waldviertelbahn zurück, wo sie bis 1923 verblieb (1922 wude sie auf BBÖ Uv. 7 umbezeichnet). Weitere Stationierungen waren in der Zwischenkriegszeit die Bregenzerwald-, die Ybbstal- und die Pinzgaubahn. 1939 erfolgte die Umbezeichnung und Eingliederung in das Reichsbahn - Schema als 99.803. Die Kriegsjahre verbrachte sie auf der Pinzgau- und auf der Waldviertelbahn. Nach dem Krieg übernahmen die ÖBB die Lokomotive und es erfolgte 1953 die Umbezeichnung auf 298.207. Einsatzgebiete waren das Ybbstal und das Waldviertel. Im März 1979 erhielt der Lokomotivkasten der 298.207 ein grünes Farbkleid, da damit das Erscheinungsbild von Nostalgie- und Sonderzügen besser zur Geltung kommen sollte. In den folgenden Jahren wurde die Lokomotive im Plandienst bei allen Zuggattungen (Güter-, Personen-, Dampfbummel-, und Sonderzüge) eingesetzt. 1989 gab die Dampflokomotive ein Gastspiel beim Schmalspurfest in Ober Grafendorf. Die Kassierung der Lokomotive durch die ÖBB erfolgte im August 1998. |
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Der von der Firma Tschuda gebaute Kessel wartet neben der Mh. 6 auf den weiteren Zusammenbau der 298.207 |
Im Jahre 1999 nahm sich der Club Mh. 6 der Maschine an, frei nach dem Motto: „Die alte Dame soll in neuem Glanz erstrahlen.“ Die 298.207 befindet sich im Bestand der ÖBB – Nostalgie und ist im Heizhaus Ober Grafendorf zerlegt hinterstellt, wo sie in liebevoller Kleinarbeit Stück für Stück restauriert und fahrfähig aufgearbeitet wird. Der Club unter der Leitung von Herrn Dürnecker ist zuversichtlich, dass die betriebsbereite Lokomotive den Freunden der Schmalspurbahn sehr viel Freude bereiten wird. | |||
Doch der schlechte Zustand der Lokomotive erfordert sehr viele freiwillige Arbeitsstunden für die Aufarbeitung durch die fleißigen Hände des Club Mh.6. Nicht zu vergessen ist der ebenfalls sehr hohe finanzielle Aufwand. Zum Beispiel musste der Kessel komplett neu durch die Firma Tschuda in Graz angefertigt werden. Viele Teile müssen in Eigenregie aufgearbeitet, oder gar neu angefertigt werden, um die Kosten so gering wie möglich zu halten. |
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Wer Herrn Dürnecker kennt, der weiß, dass bei ihm höchste Genauigkeit und Präzision beim Instandsetzen einer Lokomotive selbstverständlich sind. Da in diesem Textteil nur auf die wichtigsten Daten eingegangen wurde, befindet sich am Ende des Artikels eine Stationierungliste, die in mühevoller Kleinarbeit zusammengestellt wurde. Die gesammelten Daten erheben keinen Anspruch auf Richtigkeit und Vollständigkeit, da Jahreszahlen in den verschiedenen Unterlagen Differenzen aufweisen können. Dies gilt ebenfalls für die technischen Daten der Maschine. |
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Der Eisenbahnclub Mh. 6 in Ober Grafendorf |
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Wenn Sie das Heizhaus in Ober Grafendorf besuchen, wird Ihnen die Reparatur und die Aufarbeitung von Lokomotiven und Waggons vorgeführt. Die Aufarbeitung der Fahrzeuge geschieht durch ehrenamtliche Mitglieder des Eisenbahnclubs Mh.6, unter der Leitung des Obmanns Erich Dürnecker. Gepflegt und gewartet werden hier die vereinseigenen Fahrzeuge sowie andere Schmalspurfahrzeuge, die im Besitz der ÖBB-Nostalgie sind, darunter die oben beschriebene Maschine Uv.3, sowie die Mh.6. Aber nicht nur Dampflokomotiven werden instandgehalten, auch Dieseltriebfahrzeuge wie die 2090.01, 2190.03, 2092.03 und 2091.11 haben hier ein Zuhause gefunden. Da die Erhaltung der vereinseigenen Fahrzeuge sehr kosten- und arbeitsintensiv ist, freut sich der Club über finanzielle Spenden. Wer mit den restaurierten Fahrzeugen einmal mitfahren möchte, kann sich beim Club, an einem Bahnhof oder in der Broschüre Bahn & Schiff weiter informieren. | ||||
Technische Daten der Nr. 22 - Uv. 3 - 99.803 - 298.207 | ||||
Hersteller: Krauss & Co/Linz |
Achsstand: 4000 mm |
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alter Kessel: aus Flußstahl der österr. Alpine-Montan Gesellschaft Zeltweg, Feuerbüchse aus Kupfer von Ringhoffer in Prag |
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neuer Kessel und Feuerbüchse: Fa. Tschuda, Graz, Nr. 3388/2001 |
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Lebenslauf der Nr. 22 - Uv. 3 - 99.803 - 298.207 |
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Geliefert als: 5329 im Jahre 1905 Ein Ende der Restaurierung ist derzeit noch nicht absehbar. |
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Buch-Tipps: Bahn im Bild 65 - Die Reihen U, Uv und Bh |
Fahrzeuportrait Reihe U
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Rupert Göd |