Baureihe 2041/s / ÖBB 2091

Berichterstattung: Rupert Göd, Franz Straka und Dipl.-Ing.(FH) Markus Müller

In den 1920er Jahren erfolgte (bis auf die elektrisch betriebene Mariazellerbahn) die Betriebsabwicklung der 760 mm-Schmalspurstrecken in Österreich ausschließlich mit Dampflokomotiven. Hohe Personalkosten, bedingt durch den Einsatz von zwei Mann zur Bedienung und aufwendige Wartung waren die Folgen. Um Kosten senken zu können, förderte man die Entwicklung von Lokomotiven mit Verbrennungsmotoren, welche von nur einem Mann bedient werden konnten. Die größten Probleme dabei waren, die Unfähigkeit des Verbrennungsmotors unter Last zu starten und die fehlende Überlastbarkeit.


2091.03 in Groß Gerungs (Dezember 1979).

Eine Lösung dieses Problems fand man in der elektrischen Kraftübertragung. Dabei treibt der Motor einen Generator an, der den benötigten Strom für die elektrischen Fahrmotoren liefert. Großen Anteil an der Entwicklung dieser Antriebsart hatte der österreichische Ingenieur Moritz Gelinek mit seinem patentierten Gebus - Prinzip. Ab dem Jahre 1936 erhielten die BBÖ für ihre Schmalspurstrecken einen diesel-elektrischen Gepäcktriebwagen nach dem Gebus - Prinzip mit der Baureihen-bezeichnung 2041/s.

Diese Baureihe war eine Weiterentwicklung der BBÖ Lokomotive 2040/s aus dem Jahr 1934. Aus der Baureihe 2040/s entwickelte die Firma Simmering/ÖSSW (Österr. Siemens - Schuckert Werke) eine leistungsstärkere Lokomotive mit Gepäckabteil im Vorbau und Übergängen für das Zugpersonal. Die bescheidene Leistung von 154 kW erlaubte nur, sehr leichte Züge zu befördern und man hoffte, den obligaten, oft unnötigen Gepäckwagen einsparen zu können. Leider erfüllten sich diese Hoffnungen nur zum Teil. Die erste Serie von sieben Gepäcktriebwagen wurde 1936/1937 an die BBÖ geliefert.

 
2091.11 vor dem Rundschuppen in Ober Grafendorf.


Die 2091.03 des Club 760 verkehrt auf der Taurachbahn

1938 übernahm die Deutsche Reichsbahn (DRB) die Betriebsführung und bezeichnete die Triebwagen als V137 332 – 338. Die 2. Serie der noch von den BBÖ bestellten Gepäcktriebwagen, wurde 1939 bereits an die DRB geliefert und als V 137 339 – 343 bezeichnet. Wegen Treibstoffmangels im 2. Weltkrieg wurden 1940 sieben Gepäcktriebwagen auf Holzgasbetrieb umgebaut, wodurch die bereits geringe Leistung abermals sank. Die Gas- erzeugungsanlage wurde im Gepäckraum- vorbau integriert, die restlichen Fahrzeuge wurden stillgelegt.
 
Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges wurden die Fahrzeuge wieder auf Dieselbetrieb umgebaut. Als das neue ÖBB- Nummernschema im Jahre 1953 eingeführt wurde, wurden die Maschinen als Lokomotiven übernommen und erhielten die Bezeichnung 2091. Im Laufe der weiteren Jahre wurde verschiedene Umbauten, Lackierungen und Veränderungen an den Lokomotiven vorgenommen. Die Maschinen waren, außer auf der Steyrtal- und Vellachtalbahn, auf allen anderen Schmalspurstrecken der ÖBB zu finden. Nach ihrer Außerdienststellung bei den ÖBB in den 90er Jahren wurden einige Maschinen an Nostalgie- oder Museumsbahnen abgegeben. Zwei Maschinen wurden auf 750 mm umgespurt und fanden nach einem kurzen Gastspiel auf der Öchsle-Museumsbahn den Weg auf die Döllnitzbahn, wo sie auffällig lackiert wurden.
 

Technisches über die Baureihe 2091

Sehr fortschrittlich und kostensparend war das Konzept des Gepäcktriebwagens in der damaligen Zeit. Die zwei Treibachsen waren im Hauptrahmen starr in der Fahrzeugmitte gelagert, welche vorne und hinten durch eine, in einem Bissel-Laufgestell mit Rückstellfedern geführte, Laufachse ergänzt wurden um so die gewünschte Radsatzlast zu gewährleisten. Diese Laufachsen sorgten außerdem für eine ruhige Führung im Gleis. Die beiden Fahrmotore waren als Gleichstrom-Reihenschlußmotoren in Tatzlagerausführung gebaut.

Die ersten 7 Maschinen hatten Fahrmotoren mit doppeltem Vorgelege und einer Höchstdrehzahl von 4800 U/min. Die zweite Serie ein einfaches Vorgelege mit einer Höchstdrehzahl von 2400 U/min.Im niedrigeren Vorbau befand sich der bewährte Dieselmotor SGP Type R 8, der über eine Gummikupplung den Nebenschluss-Generator mit Eigenlüftung antreibt. Dieser Generator, nach dem GEBUS - Prinzip gebaut, versorgte die beiden Fahrmotoren mit Gleichstrom.

 
  Die 2091.004-8 im Bahnhof Bezau (18.08.1996)
Zum Anlaufen des Dieselmotors wurde der Generator als Elektromotor geschaltet und als Starter verwendet. Im Motorvorbau fanden auch noch die Kühlanlage für den Dieselmotor, die Vakuumpumpe für die gemeinsame Bremse von Lokomotive und Wagen, der Kolbenkompressor für Sandstreueinrichtung, Scheibenwischer und Signalhorn, die Lichtmaschine für das 24 V Stromnetz, die Wagenbeleuchtung und zum Laden der beiden Batterien ihren Platz. Der rückseitige Anbau war als Gepäckraum vorgesehen. Er wurde wegen starker Verschmutzung allerdings fast nie benützt. Später wurden darin die Batterien untergebracht. Der Wassertank für den Heizkessel war vor dem Gepäckraum angebaut und nach Ausbau des Kessels mit einem Betonstück beschwert.

2190.03 und 2091.011 in der Nähe von Ober-Grafendorf.
Die stirnseitig angebrachten Übergänge für das Zugpersonal wurden ebenfalls sehr selten benützt und schließlich später entfernt. In Fahrzeugmitte befindet sich der Führerstand mit seinen Bedienelementen für den Betrieb. Der Einmannbetrieb war durch eine Totmann - Einrichtung möglich. Auch der selbstständig gesteuert stehende Dampfkessel für die Kühlwasservorwärmung und die Zugheizung waren hier untergebracht. Nachdem die Wagenheizung auf Webastogeräte umgestellt war, wurden ab 1960 die Dampfkessel ausgebaut.

Die Kühlwasservorwärmung erfolgte nun ebenfalls mit einem solchen Gerät. Das nun fehlende Gewicht ersetzte ein Ballastgewicht. Im Dach des Führerstandes befand sich auch der Tank für den Dieselkraftstoff. Größere Umbauten wurden nur an den Maschinen Nr. 7 – 12 durchgeführt. Der Führerraum bekam auf der Gepäckraumseite ein zweites Fenster, der Schallschutz wurde verbessert und SIFA - Pedale wurden installiert. Bei der 2091.009 wurde bei einer Hauptausbesserung der Gepäckraum gleich hoch wie der Motorvorbau gestaltet und verschiedene Apparate darin untergebracht.

 


2091.007 im Bahnhof Langschlag als Triebwagenersatz (28.08.1996)

Die Bedienung der Lokomotive war unbequem, kraftanstrengend und nur im Stehen möglich. Wegen der Totmann - Einrichtung musste der Fahrhebel ständig gegen eine Federkraft gedrückt werden, was sehr ermüdend war. Auch die Streckensicht war wegen des Mittelführerstandes schlecht. Die Überwachungsinstrumente konnten nur bei Vorwärtsfahrt gut gesehen werden. Das Bremsen erforderte ebenfalls viel Geschick. Dank ihrer robusten und einfachen Bauart sind fast alle Maschinen noch erhalten und teilweise einsatzfähig.
 
Technische Daten
 
Spurweite: 760 mm Leistung: 157 kW (210 PS)
Radsatzanordnung: 1´ Bo 1´ Starter: durch Generator
Höchstgeschwindigkeit: 50 km/h Generator: ÖSSW, GMB 306/19; 128 kW
Kraftübertragung: diesel-elektrisch Stundenleistung (460 A, 278 V, 1350 U/min);
Länge über Puffer : 10800 mm 128 kW Dauerleistung (356 A, 360 V, 1350
Breite: 2400 mm U/min)
fester Achsstand: 2400 mm Fahrmotoren: ÖSSW GMB 187/17 od. WD
Gesamtachsstand: 6200 mm 501; 57 kW Stundenleistung (230 A, 278 V
Treibraddurchmesser: 620 mm 2060 U/min); 57 kW Dauerleistung (178 A,
Laufraddurchmesser: 420 mm 360 V, bei 3100 U/min)
Gesamtgewicht: 22,0 bzw. 23,2 t Stromart: Gleichstrom
Reibungsgewicht: 11,6 bzw. 12,2 t Stromversorgung: 2 x 24 V / 200 Ah
Anfahrzugkraft: 35 kN Zugheizung: Dampfheizkessel (später
Dauerzugkraft: 12 kN ausgebaut)
Mindestradius: 60 m Bremse: automatische Saugluftbremse für
Motor: SGP R8, 4-Takt, 8 Zylinder Lokomotive und Wagen, Handspindelbremse
Bohrung/Hub: 150/190 mm für Lokomotive
Gesamthubraum: 26,8 l Hersteller: ÖSSW (Österreichische Siemens
Nenndrehzahl: 1350 U/min Schuckert Werke), Simmering
 
Stationierung der Baureihe 2091 (Stand 12/2005)
2091.01: Torso in Lunz am See
2091.02: Litschau (Privatperson)
2091.03: Mauterndorf (Club 760)
2091.04: Bezau (Ersatzteilspender)
2091.05: verschrottet 1992/1993
2091.06: verschrottet 1973 (Brandschaden)
2091.07: Gmünd (GB PV - Nostalgie)
2091.08: Bezau
2091.09: Waidhofen/Ybbs (PV - Nostalgie)
2091.10: Döllnitzbahn (Betr.nr. 199 030)
2091.02 im Valousek-Design in Gmünd (01.10.1996)
2091.11: Ober-Grafendorf (Club Mh.6)  
2091.12: Döllnitzbahn (Betr.nr. 199 031)  
 
Farbvarianten:

 

Die folgende Aufstellung erhebt keinen Anspruch auf Richtigkeit oder Vollständigkeit. Ebenso wird bei der Aufstellung nicht auf einzelne Unterschiede eingegangen, ein genaues Datum der einzelnen Umlackierungen wird aufgrund der unterschiedlichen Angaben ebenfalls nicht genannt. Nicht jede Lokomotive hat alle Lackierungsvarianten durchlaufen.

 
1936 - 1953:
1953 - 1962:
Dach: Weißaluminium RAL 9006 Dach: Weißaluminium RAL 9006
Lokomotivkasten: Tannengrün RAL 6009 Lokomotivkasten: Tannengrün RAL 6009
Fahrwerk: Tiefschwarz RAL 9005 Fahrwerk: Tiefschwarz RAL 9005
Beschriftung: Fabriks- und Nummernschild

Beschriftung: aufgemalt

zunächst in Gussausführung, in der Reichsbahnära Besonderheiten: Revisionsluke für Dampfheiz-
wurde die Nummer aufgemalt kessel mit Kamin, Übergänge an den Stirnfronten
Besonderheiten: Adaptierung der Lokomotiven der teilweise mit Profilen bzw. Gittern verschlossen
1.Serie an die Maschinen der 2. Ausführung (z.B.  
Scheinwerferanordnung) durch die DRB .  
   
1962 - 1970: 1970 - 1980:

Dach: Weißaluminium RAL 9006

Dach: Weißaluminium RAL 9006 oder

Lokomotivasten: unten Blutorange RAL 2002 bzw.

Elfenbein RAL 1014

Karminrot RAL 3002; oben Cremeweiß RAL 9001

Lokomotivkasten: Blutorange RAL 2002

Fahrwerk: Eisengrau 7011

Fahrwerk: Tiefschwarz RAL 9005

Beschriftung: Tafeln sind zweizeilig in blutorange

Beschriftung: zweizeilige Tafeln in blutorange mit
bzw. karminrot, Ziffern aus Aluminium Ziffern aus Aluminium oder Verwendung von Klebe-
Besonderheiten: Umbau auf 3-Licht Spitzensignal, ziffern
Revisionsluke ohne Kamin, da Dampfkessel ausgebaut  
   
1980 - heute:  

Dach: Elfenbein RAL 1014 oder Umbraugrau RAL 7022

 

Kasten: Blutorange RAL 2002 oder

Blutorange RAL 2002 / Elfenbein RAL 1014 / Umbragrau RAL 7022 oder

Verkehrsrot RAL 3020 oder

 

Karminrot RAL 3002 / Hellelfenbein RAL 1015 oder

 

Türkisblau RAL 5018 / Telemagenta RAL 4010 (Döllnitzbahn)

Fahrwerk: Tiefschwarz RAL 9005 oder Umbraugrau RAL 7022

Beschriftung: neues ÖBB-Signet, Klebeziffern mit EDV-Nummer

 

 

Bei den Lackierungen können inviduelle Änderungen oder Abweichungen durch die verschiedenen Zugförderungen vorkommen. Die 2091.03 wurde 1993 vom Club 760 erworben und 1998 einer Hauptuntersuchung unterzogen, wobei die Lokomotive in den Ursprungszustand der Epoche 3b zurück versetzt wurde (siehe Auflistung der Epochen).

 

Wie kam es zu dieser Lokomotive und wer war deren Entwickler?

 
1924 gründete der Sohn eines k.k.Eisenbahners die „Ing. Gellinek &Co (Der Name Gelinek – ein – L dürfte im Handelsregister falsch eingetragen worden sein!), im gleichen Jahr meldete Gelinek sein Prinzip der „Motorlokomotive mit elektrischer Kraftübertragung“ zum Patent an. Unter der Nummer 106.661 wird die Patentschrift 1927 ausgegeben. Gelinek ist damit der geistige Vater moderner dieselelektrischer Loks.
Das von A. Luft aufgenommene Bild zeigt die 2091.02 und .03 in Krimml (07.08.1953)  
Bald darauf folgte das zweite Patent „Elektrische Kraftübertragung mit automatischer Leistungsregulierung für Fahrzeuge“ (Nummer 108.837). Bis zum Jahr 1931 wird dieses als Gebus bekannt gewordene System in 13 europäischen Ländern und in den USA geschützt. Seine Firma in Salzburg schlitterte 1961 in den Konkurs, im Jahr darauf werden die letzten Lokomotiven ausgeliefert und 1965 wird die Firma gelöscht. Moriz Gelinek stirbt, mit dem Goldenen Ehrenzeichen der Republik Österreich dekoriert, am 24. Jänner 1979.  
(Quelle: Modellbahnwelt 6/1999)
 

Modelle der Baureihe 2091

Ferro-Train: 2091.01 – 12 in verschiedenen Ausführungen mit Beleuchtung, maßstäbliches Modell in der Baugrösse H0e; Sonderausführung 2091.09 mit geändertem Vorbau
Gerard: Bausatz aus Messingteilen für unterschiedliche Varianten (nicht mehr erhältlich, da die Firma mittlerweile nicht mehr existiert)
LGB: maßstäbliches Modell in Spurweite G, verschiedene Betriebsnummern
Liliput (made by Bachmann): Modelle in der Baugrösse H0e, ohne Beleuchtung, verschiedene Ausführungen
MSE: Modellbausatz in HOe auf Basis eines N-Spur Fahrwerks

Wiener Modellbau Kröß/Ti-H0: Bausatz für ein maßstäbliches Modell in der Baugrösse Oe, verschiedene Betriebsnummern

 
Adressen zu den Firmen finden Sie auf www.bahn-austria.at
 
Quellen:
 

Zeitschrift Schmalspur 1/2002
Gerald Breitfuss/Walter Stramitzer, Wien
nur mehr antiquarisch erhältlich

Zeitschrift Modellbahnwelt 6/1999
Franz Steiner, Bregenz

Die Mariazellerbahn (3.Auflage)
Autor: Horst Felsinger/Walter Schober
Verlag Pospischil, Novaragasse 47, 1020 Wien

Video: Baureihe ÖBB 2091
Bahn im Film, Bestellnummer: 32
ca. 50 min.

Triebfahrzeuge österreichischer Eisenbahnen
Autoren: Doleschal, Petrovitsch, Gerl
Verlag: Alba
ISBN 3-870944-150-2

Schmalspurig durch Österreich (4.Auflage 1991)
Autoren: Krobot, Slezak, Sternhart
Verlag: Slezak
ISBN 3-85416-095-X

  

Rupert Göd
Franz Straka
Dipl.-Ing.(FH) Markus Müller

April 2006