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Die Stütztenderlokomotiven der Baureihen Mh und Mv | |||
Ein Bericht von Rupert Göd, Franz Straka und Dipl.-Ing.(FH) Markus Müller |
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Als am Beginn des 20. Jahrhunderts die Bergstrecke der Mariazellerbahn (Spurweite 760 mm) geplant wurde, machten sich die NÖLB Gedanken über den Fuhrpark, der für diese Zeit von großer Bedeutung war. Für die Talstrecke St. Pölten-Laubenbachmühle standen geeignete Dampflokomotiven der Reihen U, Uv und Uh zur Verfügung. Um die Anforderungen der Bergstrecke zu bewältigen (die Projektierung sah 120 Tonnen Zuggewicht vor, welches mit 35 km/h über die 2,5 % Steigung zu ziehen war), luden die Niederösterreichischen Landesbahnen (NÖLB) 1904 die vier österreichischen Lokomotivfabriken zur Erstellung von Projekten ein. Die überzeugendste Lösung bot die im Bau von schmalspurigen Lokomotiven bedeutende Linzer Niederlassung der Lokomotivfabrik Krauss & Co, München, an. Es handelte sich dabei um eine vierfach gekuppelte Heißdampf-Stütztenderlokomotive mit Zwillingstriebwerk und Heusinger- steuerung mit Kolbenschiebern. |
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Die engen Gleisbögen von 90 Metern Radius verlangten eine besondere Konstruktion des Fahrwerkes. Die 1. Achse war fest im Rahmen gelagert, die 2. Achse hatte ein seitliches Spiel von je 30 mm, die 3. Achse als Treibachse ohne Spurkranz wurde wieder fest im Rahmen gelagert, die 4. Achse war auch seitlich verschiebbar und wurde über das Deichselgestell des Stütztenders verschoben. Der Rahmen der Lokomotive wurde im Stehkesselbereich als Außenrahmen ausgeführt und überschnitt sich über der 4. Kuppelachse mit dem vorderen Innenrahmen. | ||
Der Stütztender der Bauart Engerth-Klose hatte ein frei bewegliches Drehgestell und war mittels Drehzapfen vor dem Stehkessel über Federn gekuppelt. Diese Konstruktion trug auch einen Teil der überhängenden Masse der Lokomotive. Der gesamte Vorrat von 5 m³ Wasser und ca. 2 t Kohle fanden darauf Platz und verringerte somit nicht das wertvolle Reibungsgewicht der Lokomotive, da wie bei einer Schlepptenderlok keine Verringerung der Masse durch Abnahme der Betriebsvorräte über den Treibachsen erfolgt. Die vier bestellten Maschinen wurden im Lauf des Jahres 1906 geliefert und erhielten die Nummern 50 - 53. |
Die fertig ausgebesserte 399.01 wurde am 02.Juli 2005 anlässlich einer Sonderfahrt in Gmünd präsentiert |
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Mh.6 mit einem Panoramic 760-Sonderzug auf dem Heugrabenviadukt am 07.09.2003 |
Die Nr. 50 wurde sogar auf der großen Internationalen Verkehrsausstellung in Mailand 1906 präsentiert. 1907 lieferte Krauss & Co zwei weitere Maschinen, zu Vergleichszwecken wurden sie als Nassdampf-Verbundlokomotiven gebaut. Sie waren bis auf Änderungen im Nassdampf- und Verbundzylinderbereich bauartgleich und erhielten die Nummern 54 und 55. Die Nassdampfausführung war der Heißdampfausführung deutlich unterlegen und entsprach nicht den gestellten Erwartungen. | ||
Es wurden daher zwei weitere Maschinen (Heißdampfausführung) bei Krauss & Co bestellt, die 1908 geliefert wurden. Äußerlich unterschieden sich die zwei Maschinen durch ihren markanten Kobelrauchfang von den anderen Maschinen. Da sich 1908 auch das Nummernschema der NÖLB änderte, wurden diese Maschinen mit Mh.5 und Mh.6 bezeichnet. Die vier Lokomotiven der 1. Lieferserie erhielten die Bezeichnung Mh.1 – Mh.4, die 2 Nassdampflokomotiven erhielten die Bezeichnung Mv.1 und Mv.2. Die Buchstabenkombination setzt sich folgendermaßen zusammen: M für den ersten Einsatzort Mariazell, h für Heißdampfausführung, v für Verbundausführung Die Wirren des 1. Weltkrieges brachten einige Lokomotiven zu den Bosnisch - Herzegowinischen Staatsbahnen. Sie kehrten alle bis zum Jahre 1920 wieder zur Mariazellerbahn zurück. Da die Mariazellerbahn jedoch schon 1911 elektrifiziert wurde, waren die Lokomotiven überzählig. Einige kamen zur Waldviertelbahn, zur Ybbstalbahn oder zur Pinzgaubahn. Auch an die Steiermärkische Landesbahnen (StLB) wurde eine Maschine (Mv.2) verliehen. 1922 übernahmen die neugegründeten Österreichischen Bundesbahnen (BBÖ) die Betriebsführung auf den Schmalspurstrecken. Für die Maschinen änderte sich dadurch aber nichts. Die deutsche Reichsbahnzeit (1938 – 1945) brachte eine Umbezeichnung ins deutsche Nummernschema mit sich. Die Heißdampfmaschinen erhielten die Nummern 99 1111 – 99 1116, die Verbundmaschinen die Nummern 99 1101 und 99 1102. | |||
Die nach dem Krieg
wiedererstandenen Österreichischen Bundesbahnen führten 1952 ein neues Nummernschema ein. Die
Heißdampfmaschinen erhielten die Nummern 399.01 – 399.06, die
Verbundmaschinen die Nummern 299.01 und 299.02. Die Lokomotiven 399.02,
04, 05 und 06 fuhren zeitweise noch bis Anfang der 1960er Jahre auf der Krumpen (nichtelektrifizierte
Nebenstrecke der Mariazellerbahn). Danach erfolgten wieder
Einsätze auf der Waldviertelbahn, der Ybbstalbahn, der Pinzgaubahn und der
Vellachtalbahn. |
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Mh.6 vor der Einfahrt in den Bahnhof Rabenstein, aufgenommen am 07.09.2003 | |||
Sie bewährten sich vorzüglich,
vor allem im schweren Rollbock- und Rollwagenbetrieb neben den moderneren
Diesellokomotiven der Reihe 2095. | |||
399.01 und 399.03 im Bahnhof St.Martin bei Weitra am 02.07.2005 |
Als einzige Lokomotive der Reihe 399 wurde die 05 an einen privaten Dampflokfreund ins Waldviertel verkauft und befindet sich derzeit in einem sehr schlechten Zustand. Die Lokomotiven 299.01 und 02 fuhren bis 1961 auf der Waldviertelbahn, danach kamen sie als fahrdrahtunabhängige Reserve wieder auf die Mariazellerbahn. Sie wurden 1964 und 1973 außer Dienst gestellt und in Knittelfeld zu schmalspurigen Klima-Schneepflügen umgebaut. | ||
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Technische Daten der Baureihe Mh (399) und Mv (299)
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Baureihe Mh: | Baureihe Mv: | ||
Bauart: D2-h2St |
Bauart: D2-n2vSt | ||
Spurweite: 760 mm |
Spurweite: 760 mm | ||
Höchstgeschwindigkeit: 40 km/h |
Geschwindigkeit: 40 km/h | ||
Gesamtgewicht: 45,1 t |
Gesamtgewicht: 45,1 t | ||
Reibungsgewicht: 30,1 t |
Reibungsgewicht: 30,1 t | ||
Wasser: 5,0 m³ |
Wasser: 5,0 m³ | ||
Kohle: 1,92 t |
Kohle: 1,92 t | ||
Länge über Puffer: 11665 mm |
Länge über Puffer: 11665 mm | ||
Achsstand: 8100 mm |
Achsstand: 8100 mm | ||
Treibraddurchmesser: 920 mm |
Treibraddurchmesser: 920 mm | ||
Laufraddurchmesser: 660 mm |
Laufraddurchmesser: 660 mm | ||
Zylinderdurchmesser: 410 mm |
Zylinderdurchmesser: 370/550 mm | ||
Kolbenhub: 450 mm |
Kolbenhub: 450 mm | ||
Verdampfungsheizfläche: 78,85 m² |
Verdampfungsheizfläche: 95,04 m² | ||
Rostfläche: 1,59 m² |
Rostfläche: 1,59 m² | ||
Kesseldruck: 13 bar |
Kesseldruck: 13 bar | ||
Steuerung: Äußere Heusinger |
Steuerung: Äußere Heusinger | ||
Überhitzer: Bauart Schmidt |
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Baujahr: 1906 und 1908 |
Baujahr: 1907 | ||
Hersteller: Krauss & Co, Linz |
Hersteller: Krauss & Co, Linz | ||
max. Leistung: ca. 600 PS |
max. Leistung: ca. 516 PS | ||
Verbleib der Baureihen Mh und Mv (Stand: Februar 2006)
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399.01: Gmünd (Einsatzbereit) | |||
399.02: Gmünd (Ersatzteilspender) | |||
Mh.3: Pinzgauer Lokalbahn (Zell/See) | |||
399.04: Gmünd | |||
399.05: ÖGEG - Steyrtalbahn | |||
Mh.6: Mariazellerbahn (Heizhaus Ober Grafendorf) | |||
299.01: 1968 umgebaut in Klima-Schneepflug 98 550, derzeit Zgfst. Zell am See | |||
299.02: 1995 umgebaut in Klima-Schneepflug 98 551, derzeit Zgfst. Waidhofen/Ybbs | |||
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Klima-Schneepflug 98 551, aufgenommen in Waidhofen an der Ybbs | Die ehemalige 299.01 dient heute als Schneepflug auf der Pinzgauer Lokalbahn | ||
Die Mh
und Mv im Modell: | |||
Gerard: Sämtliche Ausführungen der 399/Mh aus Messing als Etappenbausätze; auf Kundenwusch auch als Fertigmodell. Dieses Modell ist nicht mehr im Handel erhältlich. |
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Ferro
Train: Sämtliche Ausführungen der Mh/Mv aus Messing hergestellt. Fertigmodell. |
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Modellbahn West : Vertrieb eines Weißmetallbausatzes (Hersteller: Chivers Finelines) auf Basis eines Bachmann N-Spur Fahrwerkes. Auf Wunsch auch als Fertigmodell. |
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Modelleisenbahn GmbH (ehemals Roco): | |||
Modelle der Mh und Mv |
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Ferro Train Ep. 1b / NÖLB / schwarz Ep. 5 / ÖBB / schwarz/rot |
Modellspielwaren Ges.m.b.H Nostalgieausführung Ep. V |
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Modellbahn West Mh / 399 Weißmetallbausatz, sämtliche Varianten können aus diesem Bausatz gefertigt werden Fahrwerk: N-Spur von der Firma Bachmann |
Firma Gerard / Kleinserie Mh / 399 sämtliche Varianten gefertigt im Bausatz vergriffen !! |
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Foto der Baureihe 399.04 von der Firma Roco Modellspielwaren Ges.m.b.H ( Foto: M. Ortner) |
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Quellen: Die Mariazellerbahn
(3.Auflage) Erhaltene
Dampflokomotiven in und aus Österreich Triebfahrzeuge
österreichischer Eisenbahnen |
Schienenverkehr aktuell (Monatszeitschrift) |
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Marke "100 Jahre Mh" Niederösterr.-Steirische Alpenbahn Der 1.Verkaufstag ist der 16.08.2006 Die Auflage ist 1000 Stück. Vergriffen |
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Rupert Göd März 2006 |