Mit der Zahnradbahn die Natur auf dem Schneeberg erleben!

Franz Straka

Eine gute Autostunde von Wien entfernt, erklimmt eine meterspurige Zahnradbahn den 2075 m hohen Schneeberg. Diese Bergbahn besitzt den höchstgelegenen Bahnhof in Österreich. Franz Grillpazer beschrieb den Berg als den „König der norischen Alpen“. Ich möchte Ihnen einen kleinen Überblick von der Erbauung der Bahn bis zum heutigen Tag geben. Bereits 1872 gab es die ersten Pläne, eine Zahnradbahn auf den Schneeberg zu errichten. Im Jahre 1885 erhielt Ing. Tauber eine Vorkonzession für die Eisenbahnstrecke von Wr. Neustadt nach Puchberg am Schneeberg.

10 Jahre später, am 4. November 1895 wurde Ing. Leo Arnoldi mit dem Bau der Schneebergbahn beauftragt. Herr Arnoldi hatte ein Unternehmen, das sich intensiv mit Eisenbahnbau beschäftigte, Hauptaktionär war das Berliner Bankhaus Landau. Der Spatenstich wurde am 9. Dezember 1895 feierlich begangen. Am 15. April 1897 wurde die Nebenbahn von Wr. Neustadt nach Puchberg am Schneeberg eröffnet. Eineinhalb Monate später, am 1.Juni 1897 wurde das erste Teilstück der Zahnradbahn von Puchberg bis zur Ausweiche Baumgartner eröffnet.
Nostalgie-Dampfzug mit der 999.05

Noch im gleichen Jahr, am 25. September 1897 wurde das zweite Teilstück der Zahnradbahn von der Station Baumgartner bis Hochschneeberg eröffnet. Zwei bekannte Ringstraßen-Architekten (Ferdinand Feller und Herman Helmer) planten das Hotel am Hochschneeberg, das am 28. Juni 1898 eröffnet wurde. Am 1. Jänner 1899 übernahm die k.k.priv. Eisenbahn Wien - Aspang (EWA) die kompletten Anlagen, sowie die Betriebsführung. Zu diesem Zeitpunkt war der Hauptaktionär der EWA die „Societe Belge de Chemins de Fer, Brüssel“.
Einer der neuen Salamander-Triebwagen
Am 18. Juni 1902 besuchte Kaiser Franz Josef I. die Schneebergbahn und fuhr mit ihr auf den Hochschneeberg, wo er das Hotel, sowie die Elisabethkirche besichtigte. Am 1. Juli 1937 wurde der Betrieb durch die Österreichischen Bundesbahnbahnen (BBÖ) übernommen, doch die Anlage blieb im Besitz der Eisenbahn Wien - Aspang. Nach der Eingliederung der EWA in die DRB 1938 wurde der Betrieb der Schneebergbahn ebenfalls von der Deutschen Reichsbahn übernommen. Am 1. Jänner 1940 wurde die Zahnradbahn verstaatlicht und durch den Reichsverkehrminister unter Einverleibung der Schneebergbahn ohne Entgelt an die Aktienbesitzer in den Besitz der Reichsbahn einverleibt. Als der Krieg zu Ende war, führten die Staatseisenbahnen den Betrieb der Schneebergbahn von 1945 -1947 weiter. 1947 ging der gesamte Betrieb zu den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) über.
Am 1.Jänner 1997 wurde eine Partnerschaft zwischen der Niederösterreichischen Verkehrsorganisations- Ges.m.b.H (NÖVOG) und den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) gegründet, die den Betrieb der Zahnradbahn übernahm. Der neue Firmenname lautete „Nieder- österreichische Schneebergbahn GmbH. Nur die Infrastruktur blieb im Besitz der ÖBB. Am 28. September 1997 wurde ein Festakt anlässlich des Jubiläums „100 Jahre Zahnradbahn auf den Hochschneeberg“ abgehalten.
999.05 im Bahnhof Hochschneeberg
Im Oktober 1998 gab es gute Aussichten für die Bahn, da ein neues Werkstättengebäude errichtet wurde. Noch im gleichen Jahr wurde die Zukunft der Bahn eingeläutet: Es erfolgte die offizielle Präsentation des „Salamander“- Designs der neuen Dieseltriebwagengeneration. In der Saison 1999 kamen am 24.Juli erstmals neben den trationellen Dampflokomotiven die neuen Salamander - Triebwagen zum Einsatz. Am 11. September 1999 gab es erneut einen Festakt zur Taufe der Salamander – Triebwagen, sowie der offiziellen Inbetriebnahme der neuen Werkstätte. Um die Infrastruktur für das Berghaus Hochschneeberg zu verbessern, wurde mit dem Bau der Wasserversorgung-, Abwasserbeseitigungsanlage am Berg begonnen.
Im Zuge dessen wurde eine Stromleitung zwischen Puchberg und Hochschneeberg ebenfalls neu installiert. Der letzte Meilenstein in der Geschichte der Bahn war im Jahr 2003, als man den Schritt in das Computerzeitalter mit der Inbetriebnahme des neuen Vertriebs,- und Informationssystems tätigte. Wer möchte, kann nun über das Internet seine Fahrkarten kaufen. Wir wünschen der Schneebergbahn weiterhin viel Erfolg und ein starkes Kundenaufkommen für die Zukunft.
Ein Salamander fährt aus der Station Baumgartner in Richtung Puchberg aus.
Daten zu dieser Strecke:
 

Spurweite: 1000 mm

Zahnstangensystem: Abt
Streckenlänge: 9,8 km Höhendifferenz: 1218 m
Bauzeit: 1895 - 1897  
Daten der Fahrzeuge:
Nostalgie-Dampflok:
Stückzahl: 6
Bauart: B1n2zt
Baujahre: 1896 - 1900
Erbauer: Krauss & Co
Gesamtlänge: 5,5 m
Gesamtgewicht: 18 t
Höchstgeschwindigkeit: 12 km/h

Pro Dampflokomotive können 2 Waggons der Bauart B/sz mitgeführt werden. 1 Waggon fasst 50 Personen.

 
Salamander-Triebwagen:
Stückzahl: 3
Bauart: dieselhydraulisch
Baujahr: 1999
Erbauer: Waagner-Biro, Hunslet-Barclay, Swoboda
Gesamtlänge: 30,4 m
Gesamtgewicht: 41,25 t
Höchstgeschwindigkeit: 15 km/h
Sitzplätze: 119
 
 
 
 
Kontaktadresse:    

Internet: www.schneebergbahn.at

E-Mail: office@schneebergbahn.at

Telefon: +43/2636/3661 Fax: +43/2636/3262
   

Buch-Tipp:
Zahnradbahnen der Alpen
Autor: Klaus Fader
Verlag: Frankh-Kosmos Verlag-GmbH
ISBN 3-85492-791-6
159 Seiten / gebunden

Film-Tipp:
Die neue Schneebergbahn
VHS/Spieldauer 25 Minuten
Erhältlich bei der Schneebergbahn

 

Modell-Tipp:
Die Schneebergbahn in 1:87
Ferro-Train Ges.m.b.H
Universumstraße 26-28
A-1200 Wien

Die Waldbahn Kaltwasser
Markus Müller
 

Von der Station Ternitzerhütte an der Zahnradbahn auf den Hochschneeberg ausgehend, stand in den Jahren 1937 bis 1945 eine Waldbahn in Betrieb. Mit ihr wurde das im Nesselgraben geschlägerte Holz zur Schneebergbahn transportiert, dort auf Rungenwagen umgeladen und bergab nach Puchberg befördert. Die Spurweite der Waldbahn betrug 600 mm, die Streckenlänge rund 1,6 km. Während in der Anfangszeit noch eine kleine, zweiachsige Diesellokomotive (Fabrikat vermutlich Austro-Daimler) zur Verfügung stand, wurde nach Ausfall derselben auf animalischen Betrieb umgestellt.
In der Mitte des Bildes ist der Einschnitt der ehemaligen Waldbahn auf der Kaltwasserwiese erkennbar.
Mit Ende des Zweiten Weltkriegs wurde der Holzförderbetrieb eingestellt und danach nicht mehr aufgenommen. Nur auf einem kurzen Teilstück wurde noch einige Jahre hindurch Material für die nahe gelegene Ternitzerhütte auf einem einfachen Flachwagen transportiert. Nach einem Waldbrand wurde auch dieser letzte Rest der Strecke abgetragen. Die Trasse ist heute noch in der gesamten Länge begehbar, bis vor wenigen Jahren konnte man Teile von Waldbahnwagen an der Endstelle im Nesselgraben finden.
Im Eisenbahnmuseum in Puchberg ist ein altes Foto der Waldbahn ausgestellt, das den Alltagsbetrieb zeigt.
Die Trasse kurz vor der ehemaligen Endstelle im Nesselgraben.

Buch-Tipp:
Waldbahnen in Österreich
Autor: Manfred Hohn
Verlag: Josef Otto Slezak
ISBN 3-85416-148-4
272 Seiten / gebunden

 

Franz Straka
Markus Müller
Januar  2006