Warum gerade Schmalspur?

Franz Straka

Ja, warum gerade Schmalspur, um diese Frage zu beantworten müssen wir etwas ausholen und blicken ca. 120 Jahre zurück. Dazu schlüpfen wir einmal in die Fußstapfen unserer Großväter und Urgroßväter. Durch ein Tal das sehr eng ist wollten unsere Großväter eine Eisenbahn bauen damit auch abgelegene Täler an die Zivilisation angeschlossen werden und mit dem Zug in die größer werdenden Städte zu gelangen.
Dort wollten sie ihre Waren auf den Märkten präsentieren und verkaufen. Da dies aber mit einer Normalspurbahn nicht möglich war (das Gebirge lies dies nicht zu) musste man eine schmälere Spur finden, die eine Erschließung ermöglicht und auch noch Platz für diverse Güterwege entlang der Bahnstrecke ließ.
In Bosnien hatte man Erfahrung mit der Spurweite 760mm, daher entschied man sich auch in Österreich für diese Breite, denn man wollte keine Experimente machen und nützte die Erfahrungswerte dieser Bahnen. Das war am Ende des 18.Jahrhunderts. Die neue Bahn war natürlich für die abgelegenen Gemeinden entlang eines Tales eine immense Bereicherung. Man brauchte nicht mehr mühselig  mit dem Pferde Fuhrwerk über die Berge 

fahren sondern konnte die Waren problemlos mit der Bahn transportieren. 
Der Bahnbau zog viele Fremde an, die sich dann ansiedelten und die erhaltenen Löhne wieder in dieser Region ausgaben.
Anfang des 20 Jahrhundert wurde in Österreich genauer gesagt im Pielachtal mit der Mariazellerbahn (damals niederösterreichische Lokalbahn NÖLB) ein großer Schritt  in Richtung Elektrifizierung gelegt, auch die Haushalte erhielten um 1909-1911 den elektrischen Strom.
Weg mit der Petroleumlampe und her mit der Glühbirne, das war für das Tal ein großer Vorteil. Mit dieser Errungenschaft wurde das Leben  für die Leute in den Gebirgsdörfern wohnlicher und lebenswerter.

Anstatt mit dem Pferdefuhrwerk transportierte man Steine, Holz und weitere Güter mit der Bahn. Durch die Ybbstal-, Waldviertel-, Mariazellerbahn und andere Schmalspurbahnen kamen viele Gewerbebetriebe in die entlegenen Gebiete. Die Schmalspurbahnen erlebten einen Höhenflug mit dem man nicht gerechnet hatte. Heute glauben wir wenn wir einen Tunnel oder ein Viadukt bauen, haben wir ein Wunderwerk vollbracht.
Wir täuschen uns denn unsere Großväter haben es schon damals beherrscht, hatten keine Kräne und die Bauzeit wurde trotzdem eingehalten. Nur durch die engen Täler wurde diese Spurweite zum Erfolg und erfreut sich heute noch starker Beliebtheit.

Ein Schweizer war auf Besuch bei einem Freund und wir fuhren auf der Mariazellerbahn, da sagte er nur folgendes:

"Die Mariazellerbahn ist wie ein Stück von der Schweiz nur in Österreich"

Wenn man das gehört hat dann kann man froh sein in Österreich zu sein und sich an den wunderschönen Schmalspurbahnen zu erfreuen. Aber auch der Verein Freunde der Mariazellerbahn hat einen guten Spruch verfasst, der zum Nachdenken anregen soll.

"Wer diese Schmalspurbahn will, muss auch mit ihr fahren"

Sind wir froh dass es noch Vereine gibt die um die Erhaltung der Schmalspurbahnen kämpfen, denn wenn diese und die NÖVOG nicht wären, hätte die ÖBB die Schmalspurbahnen schon lange eingestellt. Die Schienen hätte man natürlich wie üblich herausgerissen und Fahrradwege gemacht. Mit jedem Stück das wir aus unserem Leben entfernen, entfernen wir ein Stück Kultur die uns unsere Großeltern hinterlassen haben.

So entstand in Österreich die schmale Spur  und wird mit Ihrem Interesse an diesen Bahnen hoffentlich weiterleben. Viele Idealisten kämpfen weiter um alle Schmalspurbahnen in Österreich.

Ihr Franz Straka!     

Januar.2003